Der Tag des offenen Denkmals steht heuer unter dem Motto: Gemeinsam Denkmale erhalten
Sich für den Erhalt des eigenen kulturellen Erbes einzusetzen ist eher selten ein einfaches Unterfangen. Trotzdem setzen sich viele Menschen mit großer Begeisterung dafür ein, Baukultur zu bewahren. Um diese oft ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern zu unterstützen, wurde der diesjährige Tag des offenen Denkmals am 11. September unter das Motto „Gemeinsam Denkmale erhalten“ gestellt. Auch im Landkreis Rosenheim gibt es wieder etliche, teils seltene Gelegenheiten, Heimatgeschichte zu erforschen.
Angebote zu Besichtigungen und Führungen gibt es in Wasserburg, Bruckmühl, Aschau und Frasdorf. Die Wallfahrtskirche St. Florian, in der Nähe der Straße von Frasdorf nach Wildenwart gelegen, gilt als Juwel in der Landschaft. Die vermutlich Anfang des 15. Jahrhunderts errichtete Kirche ist von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Um 14.30 Uhr und um 15.30 Uhr bietet Hildegard Osterhammer vom Heimat- und Kulturverein Führungen an. Sicher wird sie auch die Geschichte vom lange verschollenen und inzwischen wieder nach St. Florian heimgekehrten Wolfgangsaltar erzählen.
Ebenfalls im 15. Jahrhundert wurde im heutigen Aschauer Ortsteil Höhenberg ein zweischiffiges Langhaus gebaut. Ihr drittes Schiff und damit ihr heutiges Gesicht erhielt die Kirche Heilig Kreuz aber erst Mitte des 18. Jahrhunderts. Wie sich der über die Jahrhunderte immer wieder veränderte Zeitgeschmack auf den Kirchenbau auswirkte, darüber informiert Martina Stoib vom Heimat- und Geschichtsverein Aschau in ihren Führungen um 14.30 und 15.30 Uhr. Insgesamt ist die Kirche Heilig Kreuz von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Im Aschauer Ortsteil Höhenberg liegt auch das Archäologische Privatmuseum von Sebastian Aringer. Der Hobby-Archäologe präsentiert dort regionale Funde aus der Bronze-, Römer- und Neuzeit. Am Tag des offenen Denkmals bietet Sebastian Aringer von 14 bis 17 Uhr durchgehend Führungen an.
Die Wallfahrtskirche Weihenlinden in der Gemeinde Bruckmühl gehört zu den wenigen Kirchen in Deutschland, die in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gebaut wurden. Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die Arbeiten an der dreischiffigen Basilika mit frühbarocker Ausstattung beendet. Wie es sich für eine Wallfahrtskirche gehört, ist das renovierte Gotteshaus am Tag des offenen Denkmals wie sonst auch von 8 bis 18 Uhr aufgesperrt. Nicht alltäglich sind dagegen die Führungen mit Kirchenpfleger Heribert Frammelsberger und Kreisheimatpfleger Hans Michael Stratbücker. Sie beginnen um 13 Uhr und um 15 Uhr.
Das umfassendste Angebot zum Tag des offenen Denkmals bietet nicht zum ersten Mal die Stadt Wasserburg an. Dort bilden das Heilig-Geist-Spital mit Kirche, das ehemalige Pensionat II und das Stadttor seit dem 14. Jahrhundert den südlichen Stadteingang über den Inn. Diese Ge-bäudegruppe wurde nach Bränden und wesentlichen Erneuerungen mehrfach umgebaut. Stadtarchivar Matthias Haupt wird bei den Führungen durch das Brucktor-Ensemble um 12 Uhr und um 15 Uhr unter anderem dessen Baugeschichte erläutern. Treffpunkt ist am Brucktor der Eingang der Sammlung Joa.
Eine großartige Aussicht auf die Stadt Wasserburg garantieren die Führungen mit Stadtführer Thomas Rothmaier. Zuvor müssen allerdings viele Stufen überwunden werden, denn sein Ziel ist der 65 Meter hohe Stadtturm an der Frauenkirche. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts diente er als Wachturm und hatte vor allem bei der Früherkennung von Bränden eine hohe Bedeutung. Interessierte, die den Aufstieg um 14 Uhr oder um 15 Uhr wagen wollen, müssen sich beim Museum Wasserburg unter der Telefonnummer 0 80 71/92 52 90 anmelden.
Das alte Archiv im Rathaus von Wasserburg wurde schon Anfang des 17. Jahrhunderts eingerichtet. Inzwischen gibt es ein neues Archiv, in das die Archivalien überführt wurden. Die beiden Räume des alten Archivs wurden mit ihrer Ausstattung konserviert und zurückhaltend restauriert. In der Führung, die um 11 Uhr beginnt, wird Restauratorin Petra Schwaerzel Konzept und Arbeitsschritte der anschließenden Restaurierung dieser einmaligen Räume erläutern. Auch hier ist eine Anmeldung erforderlich und zwar telefonisch im Stadtarchiv unter 0 80 71 /92 03 69.
Um das Stadtensemble zu erhalten, beschloss Wasserburgs Stadtrat im November 2013 eine Gestaltungssatzung. Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann bietet am Tag des offenen Denk-mals um 10 Uhr und um 14 Uhr Stadtrundgänge an, um anhand von Positiv- und Negativbeispielen den Zweck der Gestaltungssatzung zu erläutern. Treffpunkt ist das Foyer des Rathauses (Eingang Marienplatz).
Die Sammlung des Museums Wasserburg wurde in den vergangenen 130 Jahren von Bürgern der Stadt und des Umlandes in einem großen gemeinsamen Werk durch Stiftungen und Schenkungen aufgebaut. Museumsmitarbeiterin Ingrid Unger wird in Führungen um 14 Uhr und 16 Uhr Geschichten und Herkunft besonderer Objekte vorstellen. Zudem ist das Museum von 13 Uhr bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.
Mit dem Tag des offenen Denkmals soll eine breite Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes sensibilisiert sowie das Interesse für die Belange der Denkmalpflege geweckt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit ist neben dem Erhalt bedrohten Kulturerbes die zweite wichtige Aufgabe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Mehr als vier Millionen Menschen erleben am Tag des offenen Denkmals Denkmalschutz „live“ vor Ort. Kulturbegeisterte jeden Alters können erfahren, wie vielfältig Denkmäler sind und wie sehr sich das gemeinsame Engagement für den Denkmalschutz lohnt. Seit ihrer Gründung 1985 konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mehr als 570 Millionen Euro einsetzen und damit über 4700 Denkmale retten.