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Zeitbombe Aids tickt weiter

25 Jahre Welt-AIDS-Tag: Großteil weiß nichts von Infizierung

Immer mehr Menschen leben mit einer HIV-Infektion. Nach Mitteilung des Robert-Koch-Institutes zum 25. Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember waren bei uns rund 78 000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert, damit hat sich die Zahl der mit dem AidsVirus-Infizierten über 40 Jahre seit den 90er-Jahren fast verfünffacht. Laut Robert-Koch-Institut wissen allerdings die meisten Neuinfizierten noch nichts von dem gefährlichen Virus in ihrem Körper – und können deshalb auch andere unwissentlich anstecken. Eine gefährliche Zeitbombe, die da tickt…

Die erfolgreiche Einführung der antiretroviralen Therapie ließ zwar die Sterblichkeitsrate deutlich sinken, gleichzeitig blieb die Zahl der Neuinfektionen in den letzten Jahren auf unverändert hohem Niveau. 3400 Personen haben sich nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts allein im letzten Jahr neu angesteckt. Ganz besonders besorgniserregend: Viele von ihnen ahnen noch nichts von dem Erreger in ihrem Körper.

Im Durchschnitt vergehen fünf Jahre bis zur Diagnose – Zeit, in der die Betroffenen andere anstecken können aber auch ihren eigenen gesundheitzustand gefährden.

Die geschätzte Zahl der Menschen, die in Bayern mit den HI-Virus beziehungsweise der Krankheit Aids leben wird für das vergangene Jahr auf rund 10 000 geschätzt, die Zahl der Neuinfektionen im Freistaat auf rund 410.
Auch in Stadt und Landkreis Rosenheim sind HIV und Aids ein Thema. Allerdings orientieren sich Betroffene, sobald sie von ihrer Infektion wissen, eher in Richtung Landeshauptstadt München, so die Erfahrung von Michael Tappe, Fachlicher Leiter der Aidshilfe München: ,,Wir betreuen seit unserer Gründung vor 30 Jahren regelmäßig auch Ratsuchende, Infizierte und Kranke aus Städten und Gemeinden rund um München, so eben auch aus Rosenheim und Umgebung.“ Das, so Michael Tappe, habe vielerlei Gründe. In Rosenheim gäbe es zwar ein sehr kompetentes und engagiertes Team beim Städtischen Gesundheitsamt unter der Leitung von Dr. Wölfl, an dem man auch einen anonymen Aidstest machen könne. Allerdings seien sämtliche HIV-Schwerpunktärzte des Regierungsbezirkes Oberbayern in München. Viele Infizierte und Kranke würden es einfach vorziehen, ihren Lebensmittelpunkt dann ebenfalls hierher zu verlegen.

,,München bietet mehr Infrastruktur und Angebote für Homosexuelle, die immer nach wie vor mit geschätzten 6800 Infizierten beziehungsweise erkrankten über die Hälfte der Betroffenen in Bayern ausmachen“, so Michael Tappe. Zwar könne man Aids inzwischen als chronische Krankheit relativ gut behandeln, viele Infizierte würden dank der modernen Medizin und den Medikamenten Jahrzehnte lang mit dem Virus leben, doch geändert habe sich leider nicht die Stigmatisierung der HIV-Positiven und Kranken: ,,Noch immer überlegen Betroffene, ob und wem sie von ihrer Infektion erzählen können. Aus Angst vor Ausgrenzung gerade in kleineren Gemeinden oder Städten, wo jeder jeden kennt, suchen viele den Schutz der Großstadt

Vielfältige Angebote

Bei ihrem Angebot hat die Aidshilfe München dem veränderten Verlauf der Krankheit und den daraus erwachsenen neuen Herausforderungen angepasst. Neben der Beratung an der HIV-Therapie-Hotline und in der Psychosozialen Beratungsstelle sowie HIV-Schnelltests stehen bei der Aidshilfe eine Vielzahl von Gruppenangeboten mit Sport, Yoga, Freizeitangeboten und Workshops auf dem Programm. ,,Wir stellen uns damit der Tatsache, dass eine gesunde Lebensführung für HIV-Positive und Kranke immer wichtiger wird. Zwar leben Betroffene länger mit dem Virus, doch zeigen sich als Langzeitnebenwirkung umso heftiger und früher altersbedingte Folgeerkrankungen“, erklärte Michael Tappe.

Nur folgerichtig war auch der Schritt, neben stationär und ambulant Betreutem Wohnen für Menschen mit HIV/Aids auch die ,,Rosa Alternative“, eine Wohngemeinschaft für schwule Männer ab 50 Jahren sowie die Beratungsstelle „rosaAlter“ einzurichten.
Ausführliche Informationen gibt es bei der Münchner Aidshilfe, Lindwurmstraße 71, Telefon 089/543330 und unter www.muenchner-aidshilfe.de. Die Telefonberatung ist unter 1 94 11 und 01 80/ 3 31 94 11 erreichbar.

Anonyme Tests

Einen anonymen Aidstest kann man beim Rosenheimer Gesundheitsamt oder bei der Aidshilfe machen lassen.
 Franziska Finsterwalder

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