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Landkreis Rosenheim: Belastungsgrenze erreicht

Unterstützung eingefordert für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Wenn es nach dem Landkreis Rosenheim geht, dann sollen auch alle anderen bayerischen Landkreise mehr Verantwortung bei der Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen übernehmen. Nach dem Willen des Jugendhilfeausschusses soll der Rosenheimer Kreistag das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration auffordern, die jugendlichen Flüchtlinge, ähnlich wie Asylbewerber, in Bayern zu verteilen.

Wie Landrat Wolfgang Berthaler in einer Sitzung des Ausschusses berichtete, sind die Städte München und Rosenheim sowie die Landkreise Rosenheim, Lindau und Passau mit Abstand am stärksten mit der Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen betroffen. Es könne nicht die Aufgabe der genannten Landkreise sein, den Zugang für Bayern aufzunehmen. Der Landrat ergänzte, wir führten zig Gespräche mit dem Sozialministerium, dort komme man langsam in die Gänge. Tatsächlich beschloss das bayerische Kabinett in seiner Sitzung am 9. September unter anderem, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Abschluss des Erstaufnahmeverfahrens bayernweit zu verteilen.

364 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in diesem Jahr

Im Unterschied zu Asylbewerbern, die zunächst in Erstaufnahmeunterkünften untergebracht werden, sind bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen diejenigen Landkreise beziehungsweise kreisfreien Städte zuständig, in denen die Kinder und Jugendlichen aufgegriffen werden. Diese Regelung im Kinder- und Jugendhilfegesetz erklärt die enorme Herausforderung, die der Landkreis Rosenheim bewältigen muss. Bis Mitte vergangener Woche wurden allein in diesem Jahr 364 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in die Verantwortung des Kreisjugendamtes Rosenheim übergeben.

Der Leiter des Kreisjugendamtes, Johannes Fischer, stellte alle Maßnahmen vor, die der Landkreis ergriff, um seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen. So wurden 57 zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen, 42 davon in Einrichtungen und 15 in Pflegefamilien. Zum 1. Oktober sollen weitere 17 Plätze und zudem noch heuer weitere 62 Betreuungsplätze in Betrieb genommen werden. Die ambulante Betreuung der in Hotels und Pensionen untergebrachten jugendlichen Flüchtlinge konnte verbessert werden und mit den Rummelsberger Diensten für junge Menschen wurde ein erfahrener Freier Träger zusätzlich für die Region gewonnen.

Notunterkunft im Gesundheitsamt

Für erhebliche Entlastung sorgt eine Notunterkunft, die Stadt und Landkreis Rosenheim, das Bayerische Rote Kreuz, die Malteser und der Stadtjugendring im ehemaligen Gesundheitsamt schufen. In Wasserburg entsteht eine Aufnahmeeinrichtung mit zunächst 20 Plätzen, in der der Gesundheitsstatus überprüft sowie Hygiene- und Altersfeststellung durchgeführt werden. Zudem wird im Kreisjugendamt zusätzliches Personal eingestellt. Im Allgemeinen Sozialdienst werden vier Stellen geschaffen, in der Wirtschaftlichen Hilfe eine und bei den Vormundschaften drei. Der Landkreis sei bereit, ohne Zusagen des Freistaats, die Personalkosten zu übernehmen, erklärte der Leiter des Kreisjugendamtes.

Mit den in Stadt und Landkreis vorhandenen Einrichtungen verfügt die Region Rosenheim dann über 150 Betreuungsplätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die seit 2012 geschaffen wurden.

Jugendamtsleiter Fischer sieht eine Grenze der Belastbarkeit erreicht: Wir brauchen Sicherheit, dass dies die Obergrenze sei. Wie Bayern die Kinder und Jugendlichen verteilen will ist noch offen. Mit dem Kreistagsbeschluss will der Landkreis weiter offensiv für sein Anliegen werben, denn angesichts der Krisenherde im arabischen Raum und in Afrika ist in den kommenden Jahren nicht mit einem Rückgang der Flüchtlingszahlen zu rechnen.

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