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„Wir sind noch nicht über den Berg“ – Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, in der Corona-Krise weiter durchzuhalten

„Die Wucht, mit der das Coronavirus unsere Welt im Griff hat, ist ungebrochen. Wie in praktisch allen Ländern und Regionen müssen wir auch in Rosenheim einen exponentiellen Verlauf der Erkrankungszahlen registrieren.
Deshalb waren und sind die Maßnahmen zur Eindämmung der Ansteckungswege richtig. Sie zeigen auch Wirkung. Dass dem so ist, verdanken wir der Disziplin und Beharrlichkeit, mit der die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt die weitreichenden und schmerzlichen Einschränkungen akzeptieren. Das betrifft sowohl die Schließungen von Geschäften und Gastronomiebetrieben wie auch die Ausgangsbeschränkungen und die Sperrungen von Spielplätzen, Parkanlagen und den Liegewiesen an unseren Rosenheimer Seen.
Ich weiß, dass gerade die Sperrungen der Parks und der Liegewiesen bei diesem schönen Wetter immer wieder in der Kritik stehen. Diese Maßnahmen erfolgten auf Bitten und in enger Abstimmung mit dem Polizeipräsidium Rosenheim, weil es immer wieder Grüppchen gab, die sich auf Parkbänken „häuslich eingerichtet“ haben. Zudem würden bei den derzeitigen Temperaturen erfahrungsgemäß die Liegewiesen an den Seen zunehmend frequentiert. Damit wäre aber gerade die Erreichung jenes Ziels gefährdet, das uns so wichtig ist: Die Unterbrechung von Infektionsketten. Deshalb appelliere ich an die Bürgerinnen und Bürger, hinter diesen Sperrungen nicht eine willkürliche Schikane übereifriger Verwaltungen und Polizeibehörden zu vermuten. Es geht um das sog. „Social Distancing“.
Ich bin mir bewusst, dass die derzeitige Lage für viele Menschen schwierig ist: Unternehmer bangen um den Fortbestand ihrer Betriebe, Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze und ihre Einkommen. Eltern müssen Kinderbetreuungen organisieren, als Hauslehrer fungieren und die Kinder bei Laune halten. Junge Leute wollen raus, die Vereine ihre Turniere und Verbandsspiele durchführen. Ältere Menschen fürchten sich vor sozialer Isolation.
All diese Lebenssituationen bringen besondere Herausforderungen mit sich – auch, weil wir noch nicht wissen, wie lange die Beschränkungen noch andauern. Doch so sehr es Kraft, Nerven und Energie kostet, damit fertig zu werden: Zum Schutz unserer Bevölkerung und vor allem zum Schutz gesundheitlich angeschlagener Menschen mit Vorerkrankungen sind sie unabdingbar notwendig.
Ich bin mir vollkommen bewusst, dass alle Einschränkungen in dieser Krise eigentlich im Widerspruch zu unserer freiheitlichen Gesellschaft und zu Grundwerten stehen, deren Gebrauch für uns selbstverständlich ist. Es ist ja auch paradox: Der Verzicht auf Freiheits- und Grundrechte ist notwendig, damit wir die Freiheit wiedererlangen können, die wir gewohnt sind – und damit Menschen am Leben bleiben, die uns wichtig sind und die wir ja vor Ansteckung schützen wollen.
So schön es ist zu sehen, dass die Maßnahmen, die wir gesetzt haben, anfangen Wirkung zu zeigen, so sehr müssen wir uns eingestehen: Wir sind noch nicht über den Berg. Das Virus entfaltet immer noch seine tödliche Wirkung. Jetzt ist es wichtig, durchzuhalten.
Vor uns liegen die Osterfeiertage – traditionell eine Zeit des Urlaubs und der Familienbesuche. Ich bitte Sie heute eindringlich, heuer auf diese lieb gewordenen Gewohnheiten zu verzichten. Es geht darum, uns und unsere Liebsten zu schützen. Stellen wir Familienfeiern und Besuche lieber Menschen in dieser verrückten Zeit zurück, weil genau das die größte Gefahr für die Menschen ist, die uns am Herzen liegen. Von seinen christlichen Wurzeln her ist Ostern das Fest der Hoffnung. Hoffen wir, diese schreckliche Pandemie auch hier in Rosenheim in den nächsten Wochen hinter uns lassen zu können.
Lassen Sie mich abschließend ein herzliches Wort des Dankes sagen: An all die Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger, die in unseren Kliniken in Stadt und Landkreis bis an die Grenze der Erschöpfung um das Leben ihrer Patienten kämpfen. An all die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Rettungs- und Hilfsdiensten, die sich um Krankentransporte und Pflege kümmern und die immer da sind, wenn man sie braucht. Und auch an alle, die bei der Polizei, bei den Sicherheitskräften und in unseren Verwaltungen dafür sorgen, dass auch in dieser verrückten Zeit das Leben so normal wie möglich weiter geht.
Bleiben Sie alle gesund.“
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