f
Neujahrsempfang in Stephanskirchen
epaper

Neujahrsempfang in Stephanskirchen

Gäste aus dem Vereins- und gesellschaftlichen Leben, aus Politik und Wirtschaft, Kirchen und Schulen

Stephanskirchen – „Für uns ist Stephanskirchen der Mittelpunkt der Erde“, schwärmen Karin und Lothar Klenner. Vor einem halben Jahr ist das aus dem Raum Hannover stammende Ehepaar den Kindern nachgezogen – und hat sich als Wohnort wegen der perfekten Lage in Alpennähe und trotzdem etwas abseits des Tourismustrubels Stephanskirchen ausgesucht. „Hier haben wir alles und wohnen trotzdem ruhig und ländlich“, betonen die Klenners. Die persönliche Einladung des Bürgermeisters zum Neujahrsempfang hat die Neubürger „sehr gefreut“.

250 Gästen schüttelten Bürgermeister Rainer Auer und Ehefrau Sabine beim Empfang im Antrettersaal die Hände – darunter Vertreter der Kirchen, des Gemeinderates, der Schulen, Vereine, Organisationen, aus Wirtschaft und Gewerbe, Altbürgermeister Rudolf Zehentner sowie die Ehrenbürger und Bürgermedaillenträger. Die Gemeinde hatte auch alle Kandidaten für den Gemeinderat, die sich auf den Listen der Parteien und Wählervereinigungen zur Wahl stellen, eingeladen.

Gastgeber Auer verzichtete jedoch auf die bei solchen Anlässen übliche „Sonntagsrede“. Er appellierte stattdessen für eine Gemeindepolitik, die unterschiedliche Blickwinkel anerkennt, bereit ist, neue Wege zu gehen, starre Denkmuster aufzubrechen und die Vielfalt der Gesellschaft als Chance zu begreifen. Keiner habe das Recht zu behaupten, er kenne den Masterplan und könne sagen, was richtig und was falsch sei, warb Auer für Toleranz im bürgerlichen Leben.

Auf der kommunalen Ebene sei es außerdem an der Zeit, vorgefertigte Argumentationsmuster zu hinterfragen. Als Beispiel nannte der Bürgermeister den unkritischen Umgang mit den sogenannten Gesetzen des Marktes. Immerwährendes Wachstum könne auf Dauer nicht das Patentrezept für den Wohlstand darstellen. In Gemeinden wie Stephanskirchen hätten die Bürger die Chance, diese angeblichen Gesetzmäßigkeiten aufzubrechen – unter anderem durch einen Konsum, der sich auf regionale Kreisläufe konzentriere.

Auer machte auch als Unterhalter eine gute Figur: mit einem Ausflug nach der Methode des Kabarettisten Willy Astor, der bekanntlich gerne mit Worten spielt. Auer nahm bei einer humorvollen Vorstellung der Gemeinde die 48 Ortsteile beim Wort.

Die geladenen Neubürger lernten ihren neuen Wohnsitz auch beim Höhepunkt des Abends kennen: Peter Kirmair, bekannt als bissiger Redner beim Starkbierfest in Rosenheim, gab zu, ebenfalls mit einem Umzug nach Stephanskirchen zu liebäugeln. Deshalb hatte er sich intensiv mit der Simsseegemeinde beschäftigt. Woher er seine Insiderinformationen hatte, verriet er nicht. „Ich habe meine Informanten.“
Diese hatten ihn gut versorgt mit Informationen aus der Kommunalpolitik. Kirmair zeigte sich beeindruckt von der finanziellen Kraft der „geldigen“ Gemeinde, die sich in Hochglanzbroschüren zum Leitbild zeige. Die Kommune könne sich sogar vier Feuerwehren leisten – und eine neue Drehleiter für 600000 Euro, obwohl es gar nicht die passenden hohen Gebäude gebe. Stephanskirchen zeichne außerdem aus, dass die Gemeinde durch den Aufbau einer eigenen Wasserversorgung unabhängig werden wolle „von den Chlorpanschern aus Rosenheim“. Auch beim Bau der Schulmensa sei Stephanskirchen bereit, eine eigene Suppe zu kochen. Durch die Innleiten führe in Zukunft sogar ein richtiger Highway, zählte Kirmeier als weitere Pluspunke. Er freute sich auch darüber, dass Stephanskirchen in den Innleiten so perfekt auf den Hund gekommen sei.

Nur der Verkehr rolle nicht so wie gewünscht: Angesichts der Busproblematiken und Staus in Schloßberg entstehe der Verdacht, der öffentliche Personennahverkehr werde durch die Pannen-Veolia organisiert. Wie gut, dass bald die dritte Innbrücke komme – in Form eines Radschnellweges.

Kirmairs spitze Zunge widmete sich auch Persönlichkeiten der Gemeinde, die so manche bissige Attacke einstecken mussten. Auch das politische Personal – vom Urgestein in der Kommunalpolitik bis zum „Listenfüllmaterial“ für die Kommunalwahl – bekam sein Fett ab.  duc

Anzeige