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„Zwei mal zwei ist grün.“
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„Zwei mal zwei ist grün.“

Ausstellung im Kunstverein Rosenheim bis 28. Mai

Da Wüstensand für Bauzwecke ungeeignet ist, werden insbesondere im globalen Süden Strände abgetragen, Flüsse geschürft und der Sand vom Meeresbogen mit riesigen Schwimmbagger aufgesogen. Das ökologische Gleichgewicht gerät aus den Fugen. Die Künstlerin Stefanie Zoche lenkt mit ihren raumgreifenden skulpturalen Installationen den Blick auf diesen wenig beachteten Aspekt des Eingriffs in Geo- und Biosphäre. Für den Kunstverein Rosenheim konzipierte Stefanie Zoche neue Arbeiten, in denen sie sich mit diesem Thema auseinander setzt. In der Installation Valdrada präsentiert die Künstlerin Sandkerne aus gängigen Gussverfahren in der Industrie als plastische Körper. Beim Aufsaugen von Sand aus dem Meeresboden werden auch Algen, Plankton und Kleinstlebewesen vernichtet. Aus der Beschäftigung mit Algen hat die Künstlerin die Installation „Kybernetisches Modell zweiter Ordnung entwickelt, eine Maschine, die Mikroalgen in einem geschlossenen Kreislauf durch Glasrohre pumpt. Diese führen wie ein mäanderndes Labyrinth durch den Raum und münden in einen Sandsteinfelsen. Im Eingangsbereich steht wuchtig ein über zwei Meter großer Wellenbrecher aus Sand.
In beiden Räumen des Kunstvereins werden Fotoarbeiten von Haubitz+Zoche aus den Serien Sinai Hotels und Tropical Island gezeigt.

Stefanie Zoche, geboren 1965 in München, studierte an der École des Beaux Arts de Perpignan und in der Middlesex University in London. Dort machte sie 1990 ihren Abschluss. 1998 schloss sie sich in München mit der bildenden Künstlerin Sabine Haubitz zu einer künstlerischen Arbeitsgemeinschaft zusammen. Ihre fotografischen und installativen Werke stellten sie in zahlreichen Museen und Galerien und entwickelten Arbeiten im öffentlichen Raum. Seit 2014 führt Stefanie Zoche das Werk in eigenem Namen fort.

Die Ausstellung „zwei mal zwei ist grün“ im Kunstverein Rosenheim, Klepperstraße 19 ist bis zum 28. Mai jeweils Donnerstag, Freitag und Samstag von 14 bis 17. 30 Uhr sowie Sonntag von 11 bis 17.30 Uhr geöffnet.
Am Donnerstag 18. Mai, um 19 Uhr ist der Kunsttheoretiker Heinz Schütz im Gespräch mit Stefanie Zoche zu Gast im Kunstverein. Margrit Jacobi

„Zwei mal zwei ist grün“

Skulpturale Installationen von Stefanie Zoche beim Kunstverein

Noch bis zum 28. Mai zeigt Stefanie Zoche ihre Ausstellung „Zwei mal zwei ist grün“ beim Kunstverein Rosenheim in der Klepperstraße 19. Die Öffnungszeiten sind: Donnerstag, Freitag und Samstag 14 bis 17.30 Uhr und Sonntag 11 bis 17.30 Uhr.

Der Rohstoff Sand scheint unerschöpflich. Doch verschlingen heute vor allem Stahlbetonbauten, Straßenbau und Landgewinnung solche Mengen dass Bausand zur knappen Ressource wird. Wüstensand ist für Bauzwecke ungeeignet, daher werden insbesondere im globalen Süden Strände abgetragen und Flüsse geschürft. Weltweit saugen riesige Schwimmbagger den Sand vom Meeresboden auf, wodurch das ökologische Gleichgewicht aus den Fugen gerät.

Seit drei Jahren geht Stefanie Zoche verschiedenen Facetten dieses Themas nach. In raumgreifenden skulpturalen Installationen lenkt sie den Blick auf einen bislang wenig beachteten Aspekt des menschlichen Eingriffs in Geo- und Biosphäre.
Im Eingangsbereich des Kunstvereins steht sperrig und wuchtig ein über zwei Meter großer Wellenbrecher aus Sand. Seine Einzelteile sind leicht versetzt, die vermeintliche Stabilität des Körpers droht sich aufzulösen und dabei unkontrollierbare Kräfte zu entwickeln. Wollte man diesen Tetrapoden, wie es in der Praxis üblich ist, aus Beton gießen, hätte er ein Gewicht von rund sechs Tonnen; das entspricht in etwa dem jährlichen Sandverbrauch jedes Bundesbürgers und macht somit dieses statistische Wissen physisch erfahrbar.

Die Arbeit Valdrada im zentralen Raum des Kunstvereins besteht aus tischähnlichen Podesten, auf denen Skulpturen aus Sand angeordnet sind, Readymades aus dem industriellen Sandgussverfahren, mit dem Teile von Windkrafträdern, Motoren oder anderen Maschinen hergestellt werden. Für den Kunstverein Rosenheim hat Stefanie Zoche eine neue Arbeit konzipiert, in der sie ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Sand ausweitet.

Die riesigen Schwimmbagger, die Sand vom Meeresboden aufsaugen, vernichten auch Algen, Plankton und Kleinstlebewesen, die am Anfang der Nahrungsmittelkette stehen. Algen spielen auf der Erde eine enorm wichtige Rolle. Vor 2,4 Milliarden Jahren haben sie den Sauerstoffgehalt der Atmosphäre verändert und so die Grundlage für tierisches und menschliches Leben geschaffen.

Aus der Beschäftigung mit Algen hat Stefanie Zoche die skulpturale Installation Kybernetisches Modell zweiter Ordnung entwickelt, eine absurd anmutende Maschine, die Mikroalgen in einem geschlossenen Kreislauf durch Glasrohre pumpt. Diese führen wie ein mäanderndes Labyrinth durch den Raum und münden in einen amorphen Sandsteinfelsen. Zwischen den Materialien – lebende Algen im Wasser, Sand und Glasrohre – entsteht eine in inhaltlicher und formaler Hinsicht spannende dynamische Beziehung. Die Arbeit beschäftigt sich mit naturwissenschaftlichen Verfahren, bei denen einzelne Parameter isoliert betrachtet werden und das systemische Ganze nicht im Fokus steht.

In beiden Räumen werden Fotoarbeiten von Haubitz+Zoche aus den Serien Sinai Hotels und Tropical Island gezeigt, die in einen spannenden Dialog mit den skulpturalen Arbeiten treten.

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