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Zauberposse feierte Premiere im Künstlerhof
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Zauberposse feierte Premiere im Künstlerhof

Inntaler Bauernbühne spielt „Lumpazivagabundus“

Mit seinem Volksstück“ Der böse Geist des Lumpazivagabundus“, uraufgeführt 1833 in Wien, gelang Johann Nepomuk Nestroy der Durchbruch als Theaterautor. Gespielt wurde die Zauberposse seitdem auf vielen Bühnen, zum Beispiel letztes Jahr im Wiener Burgtheater, oder heuer beim Kultursommer Garmisch-Partenkirchen, aufgezeichnet auch vom Bayerischen Fernsehen. Der Film hatte sich ebenso mehrmals des unverwüstlichen Stoffes angenommen. Nun inszenierte Claudia Loy den „Lumpazivagabundus“ für die Inntaler Bauernbühne im Künstler- hof in Rosenheim.
Dabei hielt sie sich im Wesentlichen an Nestroys Vorgabe, kürzte aber die Rahmenhandlung. Der musikalische Leiter Fred Bayer, behütet stilgerecht mit schwarzer Melone, begleitete die Posse von Beginn mit flinken Fingern am Klavier im Potpourri der Melodien, die sich im Laufe der Zeit zu Ohrwürmern entwickelt hatten.

Wolfgang Reinl gab den geplagten Feenkönig Stellaris, gespalten zwischen Unmut und Harmoniebedürfnis. Er hat große Not mit dem liederlichen Geist Lumpazivagabundus, der die jungen Burschen des Landes zu Glücksspiel und Zecherei verführte. Gerti Aicher verkörperte den Unhold mit vitaler Spielfreude und stimmigem Wiener Dialekt.
Als Beherrscherin des Glücks setzte Fortuna auf die Macht des Geldes und Anja Rajch brachte diese Fee mit selbstbewusster Raffinesse zur Geltung. Den bösen Geist für alle Zeit aber besiegen konnte nur Amorosa, Beschützerin der wahren Liebe, die Christine Tögel mit Sanftheit und dem Glauben an das Gute im Menschen ausstattete. Wohlan, so galt die Wette: Siegt das Geld oder die Liebe?

Dazu kamen die drei Handwerksburschen ins Spiel: Leim, der vernünftig biedere Tischlergesell, (in fränkischer Sprachfärbung Hermann Hager) der sein Pepperl vermisst sowie der alerte Zwirn, der Damenwelt zugetan (Peter Panhans) und schließlich der ganz und gar dem Alkohol verfallene Knieriem, (Bernd Metzger) der unter anderen. in seinem Suff das Lied von Eduard und Kunigunde zum Besten geben durfte und fatalistisch an den Weltuntergang durch einen Kometen glaubte. In einem Kabinettstückchen von amüsanter Art umgarnten Sabine Weidinger in der Rolle der Signora Palpitti und Zoe Rucker als ihre Tochter Laura den reich gewordenen Zwirn und dieses Dreiergespann erntete verständlicher Weise Sonderapplaus.

Gerd Niedermayer zeichnete die Parodie eines ausgefuchsten Prominentenmalers, fungierte auch als Tischlermeister Hobelmann und überall mischte Lumpazivagabundus die Karten im Spiel kräftig mit.
Als sich nach Ablauf eines Jahres die drei Gesellen wieder trafen, hatte nur Leim es geschafft, ein redliches Leben zu führen. Durch ihn aber war es Amorosa gelungen, die Wette über Fortuna zu gewinnen und die Beschützerin der wahren Liebe rettete nun auch Knieriem und Zwirn vor ewiger Verdammnis. Friede herrschte wieder im Feenreich und auch im Hause der drei Meister, die sich alle in Recht schaffende Familienväter gewandelt hatten.

Weitere Aufführungen sind am 26. und 27. September jeweils 20 Uhr; am 3. und 4. Oktober, 20 Uhr, am 5. Oktober um 17 Uhr und am 10. und 11. Oktober, 20 Uhr, im Künstlerhof, Ludwigsplatz 15.   M. Jacobi

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