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Wahrhaft ein „Magier der Musik“

Cellist Mischa Maisky begeisterte mit dem Bolshoi Orchestra Moskau im KU‘KO

Ganz in die Musik vertieft und förmlich mit seinem Instrument verschmolzen, bannte Weltklassecellist Mischa Maisky das Publikum im ausverkauften Kultur- und Kongresszentrum derart, dass man das riesenhafte Bolshoi Orchestra Moskau um ihn herum eigentlich gar nicht mehr richtig wahrnahm. Dabei trat Maisky auf als ein virtuoser Magier der Musik, dem noch die schwierigsten Läufe und Griffe mit meisterhafter Perfektion gelangen. In Dvoraks Cello-Konzert in h-Moll op. 104, in dem sich hohe sinfonische Ansprüche mit großen technischen Anforderungen an den Solisten verbinden, brachte Maisky die enorme klangliche Ausdrucksvielfalt des Cellos voll zur Geltung. Neben Dvoraks populärem Cellokonzert stand auf dem Programm des Meisterkonzertes nach der Pause noch Tschaikowskys dritte Sinfonie in D-Dur.

Im Allegro von Dvoraks Cellokonzert steht das leidenschaftlich ausladende Grundthema zunächst im Hintergrund, während das Seitenthema vom Horn in epischer Breite erklingt. Das Bolshoi Orchestra Moskau, von seinem Dirigenten Alan Buribayev mit souveräner Eleganz und klaren Gesten geführt, konnte seinen geschmeidig kompakten, kultivierten Klang hörbar ausspielen. Mitreißende Kraft hatte die farbige böhmische Motivik, voller aufwühlender melodischer Zartheit war das Hauptthema, dessen Zauber sich das Publikum dankbar hingab. Seinem Cello entlockte Maisky einen herben, farbig schattierten, edlen Gesang, der vom großen Klangkörper des Orchesters nie überdeckt, sondern noch in den leisesten Passagen einfühlsam begleitet wurde.

Im Finale setzte Maisky nach einer mächtigen Steigerung energisch mit dem Hauptthema ein, das vom Bolshoi Orchestra Moskau triumphal bestätigt wurde. Marsch- und tanzähnliche böhmische Motive bauten allmählich die Spannung ab, bis der Cellist ein Wechselspiel mit einigen Solo-Bläsern begann. Nach den elegischen Lyrismen führte der Dirigent das Orchester zu einem fast gewaltsam wirkenden, fulminanten Schluss. Mit der Zugabe vor der Pause, einer Cello-Bearbeitung von Lenskis Lied „Ein jeder kennt die Lieb´ auf Erden“ aus Tschaikowskys „Eugen Onegin“, rief Maisky beim Publikum Begeisterungsstürme hervor.

Bei Tschaikowsky dritter Sinfonie in D-Dur war das Bolshoi Orchestra Moskau in seinem Element. Die hohen technischen Anforderungen besonders im hochvirtuosen Scherzo meisterte das Orchester mit Bravour. In der Ausführung mal marschartig energisch und auftrumpfend, mal zart und empfindsam, zeigten die Moskauer in diesem Werk ihr großes musikalisches Können. Schön anzuhören waren die Holzbläser, klangsatt die Streicher und im Finale voller kompakter Kraft das gesamte Orchester. Nach so viel musikalischer Wucht durfte sich das Publikum als Dank für den minutenlangen Beifall noch an zwei Zugaben, der heiter beschwingten Humoreske von Dvorak und dem Spanischen Tanz von Tschaikowsky erfreuen.
 Georg Füchtner

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