Als ich mir vor ein paar Tagen Gedanken über das scheidende und das neue Jahr gemacht habe, sind mir einige Begriffe immer wieder durch den Kopf gegangen. „Weichen stellen“ und „Veränderungen“. Im Jahr 2019 wurden viele Weichen gestellt und viele der Veränderungen, die damit einhergehen, werden wir wohl erst in den kommenden Jahren wirklich sehen. Dann wird sich zeigen, was diese Entscheidungen wert sind.
Die erste große Veränderung hat es bereits zum Beginn des Jahres 2019 gegeben, das Volksbegehren zur Artenvielfalt. Auch im Landkreis Rosenheim hat das Volksbegehren die Zehn-Prozent-Hürde deutlich überschritten. Über 19 Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger trugen sich in den Gemeinden und Rathäusern in die Listen des Volksbegehrens ein.
Der Schutz der Pflanzen und Tiere ist für den Landkreis Rosenheim schon lange ein wichtiges Thema. Für die im Eigentum des Landkreises befindlichen Flächen wurde bereits 2018 in die Pachtverträge die Verpflichtung mit aufgenommen, auf den Einsatz von Herbiziden und Neonicotinoiden sowie Glyphosat zu verzichten. Auch gentechnisch verändertes Saat- und Pflanzgut darf nicht verwendet werden. Zudem ist beim Abschluss eines Pachtvertrages die untere Naturschutzbehörde eingebunden.
Weiter engagiert sich der Landkreis seit über 20 Jahren für die Renaturierung und den Erhalt der Moore. Etwa 300 Hoch- und Niedermoore haben wir in der Region. Das sind 10,3 Prozent der Landkreisfläche. Jedes Hektar intakten Moores speichert im Jahr 15 Tonnen CO2. Die Arbeit hier ist noch lange nicht beendet und wird auch in den kommenden Jahren fortgesetzt.
Seit 45 Jahren gibt es im Landkreis Rosenheim auch einen Naturschutzbeirat. Fünf Männer und Frauen sowie deren Stellvertreter beraten den Landkreis bei grundsätzlichen Fragen des Natur- und Landschaftsschutzes. Die Fachleute kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Botanik, Ökologie, Forst, Fischerei, Landwirtschaft, Biologie und Wasserwirtschaft. 2019 ist das Gremium für die kommenden fünf Jahre neu bestellt worden.
Mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes wurde eine weitere wichtige Weiche gestellt. Der Beschluss fiel in einer Sondersitzung des Kreistages im November einstimmig. Der Öffentliche Personennahverkehr soll kontinuierlich ausgebaut werden, damit ihn möglichst alle Bürgerinnen und Bürger nutzen können.
Es ist eine der Herausforderungen unserer Zeit, den Wunsch nach Mobilität auf der einen Seite sowie den Schutz von Umwelt und Klima auf der anderen Seite unter einen Hut zu bekommen.
Der Öffentliche Personennahverkehr kann und muss ein Teil der Lösung sein. Wir müssen den Landkreis und die Stadt Rosenheim als einen Verkehrsraum betrachten, den ÖPNV stetig ausbauen mit dem Ziel, dass alle Bürgerinnen und Bürger die angebotenen Busse sowie alle weiteren dem Öffentlichen Nahverkehr dienlichen Verkehrsmittel einfach und bequem nutzen können. Selbstverständlich immer unter der Vorgabe, die zur Verfügung stehenden Steuergelder effizient und sparsam einzusetzen. Denn, auch das muss klar sein, mehr Öffentlicher Personennahverkehr kostet Geld.
Der Landkreis wird seinen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz leisten, das verspreche ich Ihnen und ich hoffe sehr, Sie tun das auch. Jeder einzelne Bürger kann seinen kleinen Beitrag leisten, damit unsere Kinder und Enkel eine gute Zukunft haben.
Auch im Landratsamt stehen die Zeichen auf Veränderung. 2020 sollen erste Erkenntnisse aus der Bürgerbefragung umgesetzt werden. Rund 400 Interviews hatte ein Marktforschungsinstitut mit Bürgerinnen und Bürgern geführt, die in den Monaten davor im Amt waren. Die Befragung ergab, dass 89 Prozent der Bürgerinnen und Bürger mit dem Landratsamt zufrieden sind.
Die Befragung hat aber auch gezeigt, wo Nachbesserungsbedarf besteht. Ganz oben auf der Liste stehen die Öffnungszeiten und die telefonische Erreichbarkeit. Das sind zwei Punkte, die das Landratsamt verbessern möchte, für noch mehr Kundenfreundlichkeit.
Das alles wird dann unter den Augen einer neuen Landrätin oder eines neuen Landrates passieren. Landrat Wolfgang Berthaler hat sich nach seinem schweren Sturz im Sommer 2018 nicht mehr für eine weitere Amtszeit aufstellen lassen. So sehr mir die Arbeit, die Atmosphäre und der Teamgeist im Landratsamt gefallen haben, so sehr freue ich mich auch, wenn die Doppelbelastung – Bürgermeister zu sein und den Landrat zu vertreten – zu Ende geht.
Die Weichen sind gestellt und wir alle können etwas dazu beitragen, dass das Jahr 2020 ein erfolgreiches wird. Ich wünsche Ihnen ein gelungenes, friedliches und glückliches neues Jahr.