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Die Sache mit dem Osterkaninchen
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Die Sache mit dem Osterkaninchen

Vier Beine, lange Ohren, kuscheliges Fell und hoppelt über die Wiese: Ein klarer Fall für die Kinder und so manchen Erwachsenen, das ist ein Hase. Und wenn das possierliche Tierchen auch noch einen Korb voll bunter Eier dabei hat, dann ist es der Osterhase!
Dass sie alle damit oft einer Fehleinschätzung unterliegen, das stellt sich bei einem Besuch bei Willi Maier, Vorsitzender des Kaninchenzuchtvereins Rosenheim heraus. Er züchtet seit vielen Jahrzehnten Deutsche Riesenschecken, eine Kaninchenrasse, deren Tiere über sechs Kilogramm schwer werden und eine charakteristische Zeichnung mit schwarzen Flecken auf weißem Fell haben. Tatsächlich sind die Langohren in den Ställen und Heimtierkäfigen in Deutschland, die geliebten Heim- wie Zuchttiere, keine Hasen sondern Kaninchen. Trotz ihrer Verwandtschaft gibt es nämlich einiges, so Willi Maier, was die beiden Tierarten unterscheidet. Hasen sind Wildtiere und von schlanker und gleichzeitig kräftiger Gestalt. Sie gebären Junge, die bereits ein Fell und offene Augen haben. Kaninchen haben eine gedrungenere Gestaltung, sind im Gegensatz zu ihren Hasenverwandten, die Einzelgänger sind, gesellig und leben in größeren Horden. Ihr Nachwuchs hat bei der Geburt kein Fell und noch geschlossene Augen.
Im Kaninchenzuchtverein Rosenheim, dem Willi Maier vorsteht, sind 65 Mitglieder engagiert darunter zwölf Züchter: „Leider hat sich die Alterstruktur im Laufe der Jahre stark verändert. Unser Durchschnittsalter liegt bei etwa 65 Jahren.“ Der Traditionsverein, der immerhin schon auf eine 115-jährige Geschichte zurückblickt, würde sich über Züchter-Nachwuchs also sehr freuen.
Kaninchenzucht, das bedeutet im Übrigen eine große Leidenschaft und Verantwortung für die Tiere, die man tagtäglich versorgen und pflegen muss. Man brauche, so Willi Maier, auch jede Menge Fachwissen und Kompetenz. So müsse etwa ein jeder Züchter, der die Neuaufnahme im Verein beantragt, einen Sachkundenachweis vorlegen. Auf nationalen wie internationalen Zuchtschauen und Wettbewerben werden dann die Tiere präsentiert, Preisrichter bewerten Körper, Fell und dessen Zeichnung und vieles mehr und prämieren die schönsten Exemplare. Die Kunst der Zucht besteht darin, die richtigen Tiere zur Paarung auszuwählen und dabei unbedingt Inzucht zu vermeiden, bevor der Rammler seinem Namen alle Ehre machen darf.
„Dabei ist die Vielfalt der Kaninchenrassen groß; es gibt 61 davon in über 400 Farbschlägen. Auch die Züchter in unserem Verein halten ganz unterschiedliche Rassen“, so Will Maier.
Selbstverständlich gehört die fachgerechte Schlachtung von Tieren auch zum Alltag der Zucht. „Das Fleisch ist besonders cholesterin- und fettarm und versorgt unseren Körper mit ungesättigten Fettsäuren. Daher ist Kaninchenfleisch als Diät- und Krankenkost bestens geeignet“, erläutert Willi Maier. Und hier schließt sich wieder der Kreis zum Osterfest und dem Hasen. Übrigens zwei Drittel aller Kaninchen, die in Deutschland jährlich gegessen werden, kommen zu Ostern auf den Tisch. ff

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