Restlos gut essen
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Restlos gut essen

Zu hohe Lebensmittelverschwendung – Geld sparen und Ressourcen schonen

Es ist eigentlich fast unglaublich: 82 Kilogramm Lebensmittel im Wert von etwa 250 Euro wirft im Durchschnitt jeder Bundesbürger in einem Jahr in den Müll. Weltweit gesehen geht etwa ein Drittel aller Lebensmittel auf dem Weg vom Erzeuger bis zum Verbraucher verloren.

Gegen die Verschwendung hat vor kurzem die französische Nationalversammlung ein neues Gesetz beschlossen. Es verbietet, dass Supermärkte unverkaufte Lebensmittel einfach auf den Müll werfen. Sie müssen künftig gespendet, kompostiert oder als Tierfutter verwendet werden. Ein erster Schritt in die richtige Richtung findet die Rosenheimer Europaabgeordnete Maria Noichl, Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung: ,,Der französische Staat packt damit eines der drängendsten Probleme in der EU an. Denn jedes Jahr werden in unserer Gemeinschaft rund 90 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, während 79 Millionen EU-Bürger unter der Armutsgrenze leben und 16 Millionen Menschen von Lebensmittelhilfen abhängig sind. Es ist somit nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein ethisches und soziales Problem.“ Doch so wichtig es sei, den Handel in die Pflicht zu nehmen, dürfe man auch die Verbraucher und Hersteller nicht aus der Verantwortung entlassen: ,,Studien zeigen, dass der Handel nur einer der Verursacher von Lebensmittelverschwendung ist. Denn die größten Lebensmittelverschwender sind wir Konsumenten selbst. Aber auch bei der Ernte und bei der Verarbeitung werden Lebensmittel verschwendet. Das Problem muss also auf vier Ebenen angegangen werden: Ernte, Verarbeitung, Handel und Verbraucher.“ Das Thema beschäftige das Europäische Parlament schon länger und bleibe auch aktuell, so Maria Noichl.

Leider wurde aber von der EU-Kommission der aktuelle Vorschlag zur Kreislaufwirtschaft mit der Begründung wieder zurückgezogen, dass sie einen ambitionierteren Vorschlag im Herbst vorlegen werde.

Ein jeder kann übrigens im eigenen Haushalt viel dafür tun, dass mit Essen verantwortungsbewusst umgegangen wird. Essen in diesen Mengen wegzuwerfen, lässt sich in jedem Fall vermeiden, betont die Verbraucherzentrale Bayern.
„Wer seine Einkäufe vorher plant und Lebensmittel richtig lagert, beugt unnötigen Abfällen vor und spart bares Geld“, sagt Heidrun Schubert von der Verbraucherschutzschutzorganisation. Sie empfiehlt, vor jedem Einkauf zu Hause die Vorräte zu prüfen und eine Einkaufsliste zu schreiben. Spontankäufe verleiten schnell dazu, mehr als nötig zu besorgen. Doch auch in diesem Fall müssen leicht verderbliche Waren wie Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte nicht im Abfall landen. „Vieles lässt sich problemlos einfrieren und nach Bedarf weiterverwenden“, empfiehlt die Ernährungsexpertin. Auch Brot, das zu den am häufigsten weggeworfenen Lebensmitteln zählt, lässt sich so davor bewahren, altbacken zu werden.

Häufig fehlt es auch an Ideen, wie sich übrige Lebensmittel oder Reste von Speisen weiterverarbeiten lassen. Anregungen für schnelle und gut schmeckende Rezepte liefert der Ratgeber „Kreative Resteküche“ der Verbraucherzentralen. Er kostet 9,90 Euro und ist in allen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Bayern, auch der in Rosenheim, erhältlich. Zu bestellen ist er zuzüglich 2,50 Euro für Porto und Versand unter Telefon 02 11/38 09-5 55 oder im Internet unter www.vz-ratgeber.de. Einige Rezepte zum schmackhaften Verwerten von Resten finden sich auch im Artikel auf dieser Seite.

Empfehlenswert, so Heidrun Schubert, seien auch die bei vielen gerade jüngeren Leuten sehr beliebten ,,Food Sharing“ Initiativen im Internet und den sozialen Netzwerken.
Eine tolle Gelegenheit für Familien, sich mit dem Thema ausführlich und praktisch auseinanderzusetzen ist übrigens die aktuelle Sonderausstellung ,,Essen statt wegwerfen“ im Museum ,,Mensch und Natur“ im Schloss Nymphenburg in München.

Interaktive und spielerische Stationen regen an, sich mit dem sorgsamen und nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln, so kann man in einem virtuellen Supermarkt einkaufen, beim Kühlschrankcheck mitmachen oder herausfinden, welche Lebensmittel gesund sind und wie umweltverträglich sie erzeugt werden. Außerdem gibt es Tipps, wie man aus Resten ein schmackhaftes Essen zubereitet und man ist eingeladen, das eigenes Lieblingsrezept aufzuschreiben. Ausführliche Informationen gibt dazu auch unter www.mmn-muenchen.de.
 Franziska Finsterwalder

 

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