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„Niemand darf im Abseits stehen“

Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Rosenheim

Demenz, Migration und Wohnungsnot – das sind die Themen, mit denen sich die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Stadt und Landkreis Rosenheim in diesem Jahr besonders intensiv beschäftigen will. Die Jahrespressekonferenz fand in der Kirche St. Nikolaus in Rosenheim statt. Dort wurde im Anschluss die Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Demenz“ eröffnet.

Für die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Stadt und Landkreis Rosenheim bleibt das Thema „Demenz“ auch nach Ende der Ausstellung ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. „Demenz entwickelt sich immer mehr zu Volkskrankheit“, meinte dazu Franz Langstein, Bereichsleiter bei Startklar Jugendhilfe Rosenheim, der bis Ende 2015 turnusgemäß den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft übernommen hat.

Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege besteht aus Vertretern der in Stadt und Landkreis tätigen Wohlfahrtsverbände. Arbeiterwohlfahrt, Bayerisches Rotes Kreuz, Caritas, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband und Diakonisches Werk arbeiten zusammen, um gemeinsam soziale Themen zu erörtern, gemeinsame Strategien zur Umsetzung sozialer Ziele zu entwickeln und gemeinsam gegenüber Politik und Öffentlichkeit aufzutreten.
Die Zusammenarbeit klappt sehr gut, waren sich Peter Selensky, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Rosenheim, Stefan Müller, stellvertretender BRK-Kreisgeschäftsführer, Erwin Lehmann, Caritas-Kreisgeschäftsführer und Karl Heinz Linnerer, Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes Rosenheim mit Franz Langstein einig. Regelmäßig werden Gespräche zu brisanten Themen mit Spitzen aus Politik und Verwaltung geführt. In Zukunft soll die Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern der Gemeinden noch weiter ausgebaut werden.

Migrationsarbeit staatlich unterfinanziert

Der Flüchtlingsstrom war 2014 ein Hauptthema bei den Treffen. Die Asylsozialberatung sei auf guten Weg gebracht worden. „Die Welle geht aber weiter“, steht für Erwin Lehmann fest. Er geht davon aus, dass sich die Zahl der ankommenden Flüchtlinge in Stadt und Landkreis bis zum Ende dieses Jahres verdoppelt oder gar verdreifacht haben wird. Für die Wohlfahrtsverbände bedeutet dies eine enorme Herausforderung, besonders auch, was die Betreuung der Flüchtlinge betrifft, die schließlich in Stadt und Landkreis dauerhaft bleiben dürfen. Diese Migrationsarbeit sei von staatlicher Seite unterfinanziert. Nur 80 Prozent der Kosten könnten derzeit gedeckt werden. „Zum Glück engagiert sich da die Kirche sehr“, so Lehmann.

Flüchtlinge, die in Stadt und Landkreis ein neues Leben beginnen, brauchen natürlich auch eine Wohnung und damit tut sich nach den Worten von Peter Selensky ein weiteres großes Problem auf. „Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware“, bedauerte er. Entspannung sei nicht in Sicht. Besonders die Unterbringung von obdachlosen Personen werde zunehmend zum Problem. Die Zahl der Zwangsräumungen sei in den vergangenen Jahren signifikant gestiegen. Dieses Schicksal mache mittlerweile vor keiner gesellschaftlichen Schicht mehr Halt. „Der soziale Lift nach unten geht immer schneller“, erklärte dazu Erwin Lehmann. Die Politik müsse darum dringend nach Lösungen suchen.

Mensch im Vordergrund

Abschließend waren sich alle Teilnehmer der Jahrespressekonferenz der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege einig, dass bei allen Entscheidungen und Projekten stets der Mensch im Vordergrund stehen muss. „Brot alleine ist nicht alles“, waren sich alle einig. Ebenso wichtig sei es wichtig, allen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen: „Jeder gehört dazu. Niemand darf im Abseits stehen.“ Karin Wunsam

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