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„Nichts zum Spekulieren“
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„Nichts zum Spekulieren“

Tipps zu Goldanlage und Verkauf

Corona und die Folgen, sie schlagen sich selbstverständlich auf die Finanzmärkte nieder. Während die Aktienkurse in den letzten Monaten rapide abstürzten, gingen die Preise für Gold und Silber den umgekehrten Weg und stiegen kräftig an. Im Juli erreichte der Goldpreis mit etwa 1600 Euro pro Feinunze (31,1 Gramm) einen Allzeithöchstwert.

Viele, die in Fonds mit sinkenden Werten angelegt haben, beginnen sich zu fragen, ob es vielleicht klüger wäre, auf Gold umzusteigen.

Andere hingegen beschäftigt eher die Frage, ob jetzt die Zeit wäre, einen gewinnbringenden Verkauf zu tätigen.
Wir baten Marco Michl von der Goldstube am Mittertor in Rosenheim, der sich seit Jahren mit der Thematik beschäftigt, um einige Tipps.

Warum steigt der Goldpreis in diesem Jahr so rasant?
„Der Anstieg des Goldpreises ist natürlich eine Reaktion auf die Corona-Krise und die gesunkenen Aktienkurse. Der wirtschaftliche Stillstand bewegt viele Anleger, von Aktien auf Goldanlagen umzusteigen. Auch Großkonzerne legen in solchen Zeiten einen Teil ihrer Reserven lieber in Gold an als beispielsweise in Beteiligungen. Hier hat man die Sicherheit, dass ein realer Wert hinter der Anlage steht, ähnlich einer Anlage in Immobilien. Wie immer ist der Goldpreis auch ein Spiegel der politischen und wirtschaftlichen Lage und steigt in Krisenzeiten.“

Taugt das, was Großanleger und -konzerne machen, auch für den normalen Verbraucher?
„Man sollte eines wissen: Gold ist nichts zum Spekulieren. Aber es ist eine gute Möglichkeit, einen Teil seines Vermögens relativ sicher anzulegen.“

Wie sollte man als „Kleinsparer“ vorgehen?
„Es empfiehlt sich, etwa zehn Prozent seines Vermögens in Gold anzulegen. Dabei sollte man möglichst dem Goldpreis nahe einkaufen. Also Barren, Münzen oder Schmuck nahe dem Schmelzpreiswert. Sammlermünzen oder Markenschmuck eignen sich als reine Anlage weniger, denn hier ist beim Einkauf die Marge zu berücksichtigen, die den Unterschied zum reinen Goldpreis ausmacht. Eben für den Sammlerwert, für den Markennamen oder für die Arbeit, die bei der Herstellung des Schmucks aufgewendet wird. Zum Zeitpunkt eines späteren gewünschten Verkaufs können sich Geschmack oder Sammlerwert extrem geändert haben. Nur bei ganz besonders seltenen historischen Stücken kann man hier von Stabilität oder sogar einer weiteren Wertsteigerung ausgehen.“

Bei den derzeitigen Kursen ist aber auch ein Verkauf sicher eine Option?
„Man muss – oder sollte – das Gold nicht nur horten, sondern kann bei günstiger Gelegenheit auch Ausgaben finanzieren und somit auch mal Kursgewinne realisieren. Hier empfiehlt es sich aber, nicht die gesamte Goldanlage auf einmal aufzulösen, sondern nur den Teil, den man gerade braucht. Deshalb ist es schon beim Einkauf wichtig, auf eine gute Mischung zu achten. Statt eines großen Barrens sollte man besser mehrere kleine oder Münzen verschiedenen Gewichts kaufen. So kann man bei Bedarf auch in kleineren Chargen verkaufen.“

Wie ist denn die weitere Entwicklung des Preises einzuschätzen?
„Das hängt von sehr vielen Faktoren ab und ist deshalb nicht seriös vorherzusagen. So wirken zum Beispiel manche Staaten durch Verkäufe aus ihren Reserven auf den Kurs ein, um den Anstieg zu verlangsamen. Ebenso kann mittlerweile leider auch mit dem Goldpreis spekuliert und somit auch auf fallende Kurse gesetzt werden. Das birgt natürlich auch die Gefahr der Manipulation. Und zu guter Letzt steigen auch die Abbaukosten für „neues“ Gold, was sich auch auf den Preis auswirkt.“

Wenn Sie von Abbaukosten sprechen, fällt einem ein relativ neues Phänomen ein, nämlich das sogenannte Fairtrade-Gold. Hier wird darauf geachtet, dass die Arbeiter im Abbau sowohl gerechte Entlohnung als auch einen angemessenen Arbeitsschutz im Umgang mit hochgiftigen Chemikalien bekommen. Auch das wirkt sich auf den Preis aus.
„Sicher, aber es sind ja auch mehr als berechtigte Anliegen. Wenn man so will, betreiben wir mit unserem Goldankauf hier auch Nachhaltigkeit. Wir sind sozusagen der Wertstoffhof für Gold und recyceln schon seit Jahrzehnten.“
Interview: Robert Nusser

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