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Die neue Bedrohung
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Die neue Bedrohung

Polizei berichtet: „Cybercrime erreicht neue Rekordzahlen“

In der heutigen Zeit spielt das Internet eine immer größere Rolle. Dank ihm kann man Menschen auf der ganzen Welt kontaktieren und ganze Haushalte vernetzen. Es hat jedoch nicht nur positive Seiten, denn die Cyberkriminalität steigt immer mehr an.

Anlässlich einer aktuellen Pressekonferenz des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd erklärt Polizeipräsident Robert Kopp: „Durch die ständige Weiterentwicklung des Internets kommen ganz neue Risiken auf. Langfristig betrachtet kann man zwar sagen, dass die klassische Kriminalität wie zum Beispiel Diebstahl langsam rückläufig ist, der Cybercrime jedoch neue Rekordzahlen erreicht.“ Kopp erläutert weiter: „Man unterscheidet zwei verschiedene Arten: Zum einen gibt es die Computerkriminalität im engeren Sinne, dazu zählen unter anderem das Ausspähen oder die Veränderung von Daten. 2017 wurden 279 Fälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd registriert, die Dunkelziffer liegt natürlich deutlich höher. Die zweite Art ist die Internetkriminalität. Alles was im Internet geplant und ausgeführt wird, wie zum Beispiel das Verbreiten von Kinderpornografie oder urheberrechtlich geschützter Daten, wird dazu gezählt. Die Zahl liegt hier deutlich höher, 2017 wurden 1018 Fälle gemeldet. Dass die Dunkelzahlen so viel höher liegen, hat vor allem zwei Gründe: Zum einen ist Internetkriminalität an keine Ländergrenze gebunden, deshalb werden viele Fälle nicht registriert. Der Hauptgrund ist jedoch, dass viele Opfer schweigen anstatt Cybercrime zur Anzeige zu bringen. „Bearbeitet werden solche Fälle seit dem 1. März 2017 vom sogenannten K11. Das ist ein Kommissariat, das sich aufs Internet spezialisiert hat. Zu seinen Aufgaben zählen IT-Trecking, Internetrecherchen, das Sichern von Accounts und Beweismitteln sowie das Ausgeben von Warnungen. „Die IT-Kriminalisten verbinden ihr Internetwissen mit der Polizeierfahrung. Im Moment gibt es neun Mitarbeiter, fünf weitere schließen dieses Jahr ihre Ausbildung ab. Wir haben zwar nicht viele Bewerber, dafür aber nur die besten“, erzählt der Polizeipräsident stolz.

Ein aktuelles Beispiel schildert Kriminaldirektor Bernd Hackl, der an den Ermittlungen maßgeblich beteiligt war: „Ein 27-Jähriger aus der Region und zwei Hintermänner bekamen eine Anzeige, weil sie Signale eines PayTV-Anbieters aufgeschlüsselt verkauft haben. Der Täter war wohl Inhaber eines legalen Geschäfts, bis er sich immer mehr auf das Vertreiben von illegalen Signalen spezialisiert hat.

Diese verkaufte er zu erheblich niedrigeren Preisen als die Inhaberfirma es tat. Die insgesamt 461 Abnehmer haben sich dabei auch strafbar gemacht.“ Es wurden dabei zwei verschiedene Möglichkeiten, ein Signal illegal zu verkaufen, genutzt. „Bei der ersten wird das entschlüsselte Signal über das Internet, bei der zweiten wird der Aboschlüssel direkt an den Verbraucher geschickt. Wichtig ist, dass sich auch der Kunde der Urheberrechtsverletzung und des Computerbetrugs schuldig macht. Sollte ein Angebot enorm von den normalen Abopreisen abweichen, kann man sich sicher sein, das dieses nicht legal ist. Wenn man ein Jahresabo, das eigentlich 500 Euro kostet, auf einmal für 50 Euro kaufen kann, sollte man sich schon mal fragen, ob das kein entschlüsseltes Signal ist.
Insgesamt brachte der 27-Jährige dem PayTV-Unternehmen einen Verlust von 717 000 Euro ein. Ein Ermittlungsabschluss ist noch nicht absehbar, da erst 100 Terra-byte an Daten sowie fünf in Deutschland und vier in Europa beschlagnahmte Server ausgewertet werden müssen. „Auch gegen die Mittäter wird noch ermittelt“, meint Hackl.

Zum Schluss verrät Kriminalrat Christian Langenmair noch ein paar wichtige Tipps zum Thema Selbstschutz im Internet: „Die Kennwortstärke macht schon unglaublich viel aus. Ich empfehle mindestens ein achtstelliges Passwort mit Zahlen und Sonderzeichen. Dies sollte man regelmäßig wechseln und nicht für alle Accounts das Selbe verwenden. Wenn man sich nicht alle merken kann, helfen sogenannte Passwortverwaltungsprogramme.
Weitere Informationen findet man auf der Internetseite des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik unter www.bsi.bund.de.“
Lilly Zellner

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