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Der Mumie ein Gesicht gegeben

Gesichtsrekonstruktion einer Ägypterin des 4. Jahrhunderts im Rahmen der „Pharao“-Ausstellung

Die Mumie der Ta-cheru hat nach einer hochauflösenden Computertomografie im St. Bernward Krankenhaus Hildesheim ein Gesicht bekommen. Sie lieferte den 3D-Satz für die weitere Bearbeitung am Computer. Ein zeitaufwendiges, wissenschaftlich fundiertes Verfahren folgte durch die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Wittwer-Backofen von der Universität Freiburg. Sie hat den Kopf der Mumie digital rekonstruiert.

Den Informationen auf dem Sarg zufolge handelt es sich um eine Frau, die den Titel nebet per („Herrin des Hauses“) führte und etwa im 4. Jahrhundert in der Region des heutigen Luxor im Alter von mehr als 60 Jahren verstarb.

Der Leiter des Ausstellungszentrums Lokschuppens Dr. Peter Miesbeck konnte zahlreiche Pressevertreter sowie Rundfunk- und Fernsehteams zur Ergebnisvorstellung der in der Ausstellung „Pharao“ gezeigten Mumie begrüßen. Er zeigte sich glücklich über das Gelingen der Untersuchungen und der Rekonstruierung. Das neue Highlight der Ausstellung können die Besucher direkt am Bildschirm neben der Mumie sehen. Es wurde eine rotierende 3D-Aufnahme des Kopfes erstellt. So kann man in ein Gesicht einer Person sehen, die im 4. Jahrhundert im alten Ägypten gelebt hat.
Ägyptologe und Mumienforscher Oliver Gauert vom Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim GmbH berichtete vor Ort über die bisherigen Untersuchungsergebnisse. Die Mumie ist in einem hervorragenden Erhaltungszustand und auf höchstem Niveau balsamiert worden. Sie ist durch die Balsamierungsharze untrennbar mit dem Sarg verklebt, so wie es in Ägypten nicht selbstverständlich war.

Die Zahl der Leinenbinden variiert zwischen 13 und 25 Lagen. Im Nackenbereich dienen bis zu 70 Lagen als Polsterung. Ein Geheimnis war lange, wie das Gehirn entfernt wurde, denn man fand keine offenen Stellen von der Nase ausgehend zur Schädelhöhle. Vermutlich geschah dies durch die Augenhöhlen, denn die Augen wurden ersetzt.

Prof. Dr. Ursula Wittwer-Backofen war per Skype der Pressekonferenz zugeschaltet. Sie erläuterte, dass die Stärke der Weichteilschichten eines Gesichts in proportionalem Verhältnis zur Ausprägung der Knochen darunter steht. Dem 3D-Datensatz entsprechend werden je nach Alter und Geschlecht an bestimmten Punkten der Schädeloberfläche Abstandhalter angesetzt. Auf diese Punkte werden dann reale Gesichtselemente aus einer Datenbank angepasst. Die Datenbank umfasst Tabellen mit Werten aus den verschiedenen Erdregionen. In Feinarbeit werden dann die individuellen Gesichtsausdrücke erarbeitet.

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