Rosenheimer Single-Schwäne mit unterschiedlichem Schicksal
Einsam schwimmt er im Mangfallkanal, meist bei der Alten Spinnerei in Kolbermoor. Während des Jahrhunderthochwassers im Jahr 2013 ist dem mittlerweile leicht gealterten und einäugigen Schwan seine Lebensgefährtin abhanden gekommen, vermutlich ist sie ertrunken. Schwäne sind monogame Tiere, die nach dem Verlust der Partnerin oder des Partners für den Rest ihres Lebens alleine bleiben, so der allgemeine Glaube. Aber ist das wirklich so?
Insgesamt gibt es in der näheren Umgebung drei partnerlose Schwäne, so der Experte von der Wildtier- und Reptilienauffangstation in Rosenheim. Neben dem Kolbermoorer gibt es auch am Danglweiher bei Schechen zwei Exemplare ohne Partner. An ihnen zeigt sich exemplarisch, dass es den Schwänen nicht viel anders als den Menschen geht: Der eine ist nach dem Verlust des Partners untröstlich und kommt nie darüber hinweg. Bei den Schwänenen erkennt man diesen Zustand daran, dass das Tier nicht aufhört, nach dem verschwundenen oder gestorbenen Partner zu suchen. Der andere hingegen fängt ein neues „Single-Leben“ an und ist damit auch zufrieden. Dies trifft auf den Schwan bei der Alten Spinnerei in Kolbermoor zu. Er schwimmt vor sich hin und freut sich sozusagen seines Lebens, soweit man das bei einem Schwan beurteilen kann. Manchmal, so wie bei einem der Schwäne am Danglweiher, sucht er sich aber auch eine neue Aufgabe und wird zum Anführer einer Gruppe jüngerer Tiere. Ob ein Schwan einen neuen Partner findet, hängt ganz wesentlich auch von seinem Alter ab. Für ein Alttier – Höckerschwäne werden bis zu 30 Jahre alt – ist es vor allem deshalb so schwer, weil die allermeisten anderen Tiere in seinem Alter bereits feste Partner haben, im Gegensatz zu den Jungschwänen. So muss ihm, wenn der Mensch nicht versucht nachzuhelfen, der Zufall einen ebenfalls bindungslosen Partner zuführen.
Vom Menschen initiierte Partnervermittlungsversuche gelingen allerdings auch eher selten, denn die Wasservögel sind äußerst wählerisch. So ist es ein absoluter Glücksfall, wenn „zusammengeführte“ Schwäne gegenseitig aneinander Gefallen finden und eine neue Partnerschaft schließen.
Sorgen braucht man sich also eher nicht machen um unsere Single-Schwäne, denn wie so oft reguliert die Natur die Dinge am besten ohne dem Menschen.