Pro Arbeit e.V. wird „volljährig“ – Vielfältige Leistungen
1997 gegründet, ist der Verein „Pro Arbeit“ jetzt 18 Jahre alt. Und auch im Erwachsenenalter engagiert sich der Verein unvermindert für die junge Generation; er begleitet, unterstützt und fördert Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen auf ihrem Weg durch die Schule bis hinein ins Berufsleben.
Breiten Raum wird dabei künftig die Betreuung von zum Teil schwer traumatisierten Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten einnehmen.
Allein in den Klassen des Berufsintegrationsjahres (BIJ) und deren Vorklassen (BIJ/V) an den vier Berufsschulen in der Stadt und im Landkreis kümmern sich die Sozialpädagogen von „Pro Arbeit“ aktuell um insgesamt 317 Asylbewerber, das sind rund 200 mehr als im vergangenen Schuljahr. Hinzu kommen die Kinder und Jugendlichen, die im Rahmen der Schulsozialarbeit an Grund- und Mittelschulen betreut werden.
„Es ist eine Herausforderung für beide Seiten“, verdeutlichte der fachliche Leiter Michael Hannover bei der Mitgliederversammlung im Rathaus. Die Flüchtlinge unterschiedlichster Nationen müssten beileibe nicht nur die deutsche Sprache erlernen. Auch die hiesige Kultur, die Gepflogenheiten, Witterung, Speisen und das Alltagsleben seien für die jungen Menschen unbekanntes Terrain. Beim Fahrradtraining an der Berufsschule Bad Aibling hätten beispielsweise viele zum ersten Mal in ihrem Leben eine Ampel gesehen.
Umso erfreulicher ist die Bilanz, die Hannover aus Wasserburg vorlegen konnte: Dort mündete das Berufsintegrationsjahr, bei dem betriebliche Praktika eine wesentliche Rolle spielen, für alle 14 Schüler in ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis – beispielsweise in eine Lehrstelle zur Fachkraft für Lagerlogistik bei der Firma Marc O’Polo in Stephanskirchen.
Trotz des drängenden Flüchtlingsproblems dürfe die Arbeit der Qualipaten an den Rosenheimer Mittelschulen nicht vergessen werden, hob Hannover hervor. Seit nunmehr zehn Jahren begleiten Ehrenamtliche dort motivierte Schüler. Ohne sie stünde wohl so mancher Jugendliche ohne Abschluss und Lehrstelle und damit ohne Perspektive für sein künftiges Leben da.
Rosenheims Zweiter Bürgermeister, Anton Heindl, weiß um das Engagement und die Erfolge. Der Verein habe sich als unentbehrlicher Partner der Jugendhilfe bestens etabliert.
Dass dieser nicht nur erwachsen, sondern auch groß geworden ist, zeigte der Bericht des Vorsitzenden Harald Neu. Was vor 18 Jahren mit einer ABM-Stelle begonnen hat, präsentiert sich heute als breit aufgestellte Einrichtung mit 68 fest angestellten Mitarbeitern, die seit gut zwei Jahren mit dem Ausbildungscoaching zusätzlich eine Anlaufstelle für Betriebe und Auszubildende bietet. Den positiven volkswirtschaftlichen Effekt von Jugendsozialarbeit sieht Neu durch die Bachelor-Arbeit eines Studenten der Hochschule Rosenheim bestätigt, der seiner Kosten-Nutzen-Analyse das Beispiel „Pro Arbeit“ zugrunde gelegt hat.
Äußerst niedrige Verwaltungskostenquote
Auch die Bilanzsumme von rund 1,5 Millionen Euro lese sich inzwischen wie die eines mittelständisches Unternehmens, ergänzte Dr. Helmut Klarner. Besonders erfreulich für den Schatzmeister war bei der Vorstellung des Haushaltsplans wieder die mit fünf Prozent äußerst niedrige Verwaltungskostenquote: Rund 95 Prozent der Ausgaben fließen in die Projektarbeit, kommen also direkt den jungen Menschen zugute.
Dass „Pro Arbeit“ weiterhin mit finanzieller Unterstützung der „Sparkassenstiftung Zukunft“ rechnen darf, daran ließ das Geschäftsführende Vorstandsmitglied Martin Schwegler keinen Zweifel. Mit einem Sponsoring-Vertrag hatte die Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling vor zehn Jahren eine gewaltige Anschubhilfe für die Schulsozialarbeit in Rosenheim geleistet. Nun soll einer der letzten weißen Flecken im Stadtgebiet – an der Grund- und Mittelschule Westerndorf St. Peter – getilgt werden: Im Rahmen einer „Matching Fund“-Finanzierung wird jede Spende für dieses Projekt aus dem Stiftungstopf aufgedoppelt. Und unterm Strich, ist Schwegler überzeugt, „ergibt hier eins plus eins nicht nur zwei, sondern wesentlich mehr“.
Den Anfang machte gleich „Pro Arbeit“-Ehrenvorsitzender und Gründungsmitglied Jürgen Krause: Er schenkte seinem „Baby“ zum 18. Geburtstag 10 000 Euro.