Oberbürgermeister Andreas März Schirmherr für Qualipatenprojekt
Der Eintritt in die Berufswelt funktioniert bei vielen Jugendlichen schon in „normalen“ Zeiten nicht problemlos. Die massiven Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie haben die Situation für junge Menschen, die Unterstützung beim Übergang vom Schul- ins Arbeitsleben benötigen, noch zusätzlich verschärft.
Entsprechend hat der Lockdown auch die Jugendsozialarbeit an Schulen vor ganz neue Herausforderungen gestellt. So mussten die rund 70 Sozialpädagogen des Vereins „Pro Arbeit“ nach dem Schließen der Schulen rasch neue Wege finden, um weiterhin mit ihren Schützlingen in Kontakt zu bleiben. „Pro Arbeit hat in diesem Jahr einen Digitalisierungsschub erfahren“, brachte es der Vorsitzende Harald Neu bei der Mitgliederversammlung auf den Punkt.
Wie und wo kann ich lernen? Wenn wir keine Praktika machen dürfen, werden wir Ausbildungsstellen bekommen? Was mache ich, wenn ich zu Hause Streit mit meinen Eltern und Geschwistern habe, wir aber jetzt zu Hause bleiben sollen? Werden wir es schaffen, in diesem Jahr den Schulabschluss zu machen? Wann beginnt die Schule wieder? Es waren diese und viele andere Fragen, mit denen sich die Sozialpädagogen konfrontiert sahen. Umso wichtiger war es, den Jugendlichen auch in der Zeit der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen, betonte Neu. Und auch viele Eltern hätten auf diese Unterstützung mit großer Erleichterung reagiert. Ebenso wurde eine ganze Reihe von teils ungewöhnlichen Aktionen angestoßen, wie Bewerbungsplanspiele via Telefon, Vorstellungsgespräche im Freien oder das Treffen mit dem Qualipaten im Park.
„Pro Arbeit ist eine echte Tochter der Stadt geworden“, hatte Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März zuvor den Stellenwert des Vereins für Rosenheim und die Region hervorgehoben. Mit seinen für die jeweiligen Problemlagen passgenauen Angeboten sei er der Garant dafür, dass auch Kinder aus schwierigen sozialen Lagen die nötigen Bildungsabschlüsse erreichen können und sich so die Basis schaffen für ein selbstständiges Leben. Dies wiederum bilde die Grundlage für den Zusammenhalt in der Gesellschaft, dem März höchste Priorität einräumt; und dafür brauche es Bildungsgerechtigkeit. „Wir müssen die Stadt als soziale Einrichtung verstehen“, mahnte er an.
Als fest etabliertes Bindeglied zwischen Schule und Jugendhilfe ist Pro Arbeit im Rahmen der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) mittlerweile an 26 Schulen in der Stadt und im Landkreis Rosenheim vertreten. Jährlich betreuen 30 Mitarbeiter dort mehr als 650 Einzelfälle; dazu kommen Gruppenarbeiten für ganze Klassen. Ausdrücklich hob Harald Neu in diesem Zusammenhang das „große finanzielle Engagement der Stadt und des Landkreises“ hervor; der Freistaat trage lediglich einen Teil der tatsächlichen Kosten von JaS.
Mit der Ausbildungsvermittlung und dem Vermittlungscoaching im Auftrag der Jobcenter der Stadt und des Landkreises sind mittlerweile acht Mitarbeiter betraut; sie sind zudem im Rahmen der Berufsvorbereitungsjahre an den Berufsschulen tätig, die für viele Jugendliche in ein Ausbildungsverhältnis mündeten. Dank der Nachbetreuung konnte dann so mancher der jungen Menschen davon abgehalten werden, die Lehre wieder abzubrechen.
Breiten Raum nimmt bei Pro Arbeit nach wie vor die Sprach- und Berufsintegration an den vier staatlichen Berufsschulen in Rosenheim, Bad Aibling und Wasserburg ein. Derzeit unterstützen 29 Mitarbeiter rund 250 junge Geflüchtete dabei, die deutsche Sprache zu erlernen und auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Als vierte Säule des umfangreichen Leistungskatalogs verwies der Vorsitzende in seinem Rechenschaftsbericht auf die Koordination des Qualipatenprojekts, in dem sich aktuell 29 Ehrenamtliche an den vier Mittelschulen im Stadtgebiet engagieren und das mit Andreas März nun einen neuen Schirmherren bekommen hat.