Nicht warten, bis der Arzt kommt – Es zählt oft jede Minute
Bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zählt jede Minute. Je früher den Patienten geholfen wird, desto eher können sie gerettet werden. Durch geeignete Erste-Hilfe-Maßnahmen und sofortiges Alarmieren des Rettungsdienstes können daher wertvolle Sekunden gespart werden. Bis der Rettungswagen eintrifft, kann auch jeder Laie wertvolle Hilfe leisten. Zu wenige Menschen trauen sich jedoch, im Ernstfall eine Herzmassage oder Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen. Dabei ist jede Hilfe wichtig, selbst wenn sie nicht ganz fachmännisch durchgeführt wird.
Auf der Straße, im Kino, beim Einkaufen: Gerät ein Mensch in Not, hat Schmerzen oder wird bewusstlos, gilt es zu handeln, anstatt nur zuzusehen. Meist sind es nämlich nur wenige Minuten, die über Leben und Tod des Kranken entscheiden. 99 Prozent der Menschen in Deutschland finden es wichtig, sich mit Erste Hilfe auszukennen – aber bei jedem Fünften liegt der Erste-Hilfe-Kurs mehr als fünf Jahre zurück, bei jedem Dritten sogar mehr als zehn Jahre. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage, die von der Johanniter-Unfall-Hilfe in Auftrag gegeben wurde. Die Bundesregierung hat auf die mangelnden Erste-Hilfe-Kenntnisse reagiert und eine Gesetzesänderung beschlossen: Ob lebensrettende Sofortmaßnahmen für Führerscheinanwärter, Ausbildung von Betriebshelfern oder Fortbildungen – alle verpflichtenden Erste-Hilfe-Kurse dauern künftig neun Unterrichtsstunden.
Auf die Frage, warum Menschen Verletzten nicht helfen, antworteten 44 Prozent der Forsa-Befragten: aus Angst, etwas falsch zu machen. Grundsätzlich kann der Ersthelfer aber weder zum Schadensersatz für die Beschädigung fremder Sachen (z. B. zerschnittene Kleidung des Verletzten) noch für eine ungewollt zugefügte Körperverletzung (z. B. Rippenbruch bei der Herzdruckmassage) herangezogen werden. Dies gilt auch dann, wenn die Erste-Hilfe-Maßnahmen letztlich erfolglos waren.
„Nur wer gar nichts tut, handelt falsch. Wir konzentrieren uns in den Erste-Hilfe-Kursen auf das Wesentliche. Mit vielen praktischen Übungen lassen sich die Handgriffe im Ernstfall leicht anwenden“, erklärt Thomas Fuchs, der bei den Johannitern in Wasserburg für die Erste-Hilfe-Ausbildung zuständig ist. Die Kurse wurden zugunsten der Praxis inhaltlich gestrafft.
Erste Hilfe beim Schlaganfall
• Sofort den Notruf 112 wählen (gilt europaweit auf Handy und Festnetz), auf den Verdacht eines Schlaganfalls hinweisen, die Fragen der Leitstelle beantworten und warten, bis diese das Gespräch beendet.
• Den Betroffenen beobachten, nicht alleine lassen, ihn beruhigen und mit ihm sprechen.
• Gegebenenfalls beengende Kleidung lockern, Zahnprothesen entfernen.
• Nichts zu essen oder zu trinken geben, da das Schlucken gestört sein könnte!
• Ist der Betroffene bei Bewusstsein, mit etwa 30 Grad erhöhtem Oberkörper ruhig lagern, zum Beispiel mit einem Kissen im Rücken.
• Bei Erbrechen oder Bewusstlosigkeit: Den Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen, immer wieder Puls und Atmung kontrollieren.
• Können Sie keinen Puls oder keine Atmung feststellen, legen Sie den Betroffenen auf dem Rücken auf eine harte Unterlage (zum Beispiel den Boden) und beginnen Sie unverzüglich mit den Wiederbelebungsmaßnahmen
• Teilen Sie dem Notarzt beziehungsweise dem eintreffenden Rettungsdienst die beobachtete Symptomatik und die Vorerkrankungen des Patienten mit.
… beim Herzinfarkt
Zu den häufigsten Symptomen eines Herzinfarktes zählen plötzliche, schwere Schmerzen im Brustkorb, die oft auch in andere Körperregionen wie Arme, Oberbauch, Hals oder Kiefer ausstrahlen. Weiterhin treten massive Enge- und Beklemmungsgefühle auf, begleitet von fahler Gesichtsfarbe und die Betroffenen leiden unter großer Angst.
Immer noch vertrauen viele Erkrankte darauf, dass die Symptome nach einiger Zeit abklingen und rufen viel zu spät den Rettungsdienst. Durchschnittlich verstreichen nach Angaben der Stiftung über drei Stunden, bis bei einem Herzinfarkt der Notarzt gerufen wird.
Auf keinen Fall sollte man selbst ins Krankenhaus fahren oder sich von Bekannten oder Verwandten transportieren lassen. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes soll der Betroffene mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden und eng anliegende Kleidung sollte gelockert werden. Im Falle der Bewusstlosigkeit muss die Person in eine stabile Seitenlage gebracht werden, auch frische Luft ist sehr wichtig.