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Nur das Beste für Kinder: Vorlesen!

Angebote rund um den Bundesweiten Vorlesetag am 17. November in Stadt und Landkreis Rosenheim

Seit 2004 findet jedes Jahr im November der Bundesweite Vorlesetag statt. Er will auf die Bedeutung des Vorlesens für die Entwicklung von Kindern aufmerksam machen. In ganz Deutschland finden dann zahlreiche Aktionen statt. Die Bücherei in Rosenheim macht auch mit.

Es braucht nicht viel: ein geeignetes Bilder- oder Kinderbuch, etwas Zeit und natürlich ein Kind oder mehrere – fertig ist die Entwicklungsförderung auf so vielen Ebenen, dass man nur staunen kann: Kindern vorzulesen schafft Nähe und Geborgenheit, fördert die Empathiefähigkeit, die Fantasie und Vorstellungskraft, den Wortschatz und die Konzentration, macht fit fürs Lesenlernen, für die Schule und, langfristig betrachtet, für’s ganze Leben.

Alarmierende Zahlen

Es gibt kein „zu früh“. Selbst ganz kleine Kinder finden es schon spannend, gemeinsam mit Mama, Papa oder einer anderen Bezugsperson ein Pappbilderbuch durchzublättern und all die spannenden Sachen zu entdecken, die auf den dicken Seiten zu sehen sind.
Umso trauriger und im Hinblick auf die Bildungschancen von Kindern auch umso alarmierender ist es, dass rund ein Drittel aller Eltern ihren Kindern im Alter zwischen einem und acht Jahren nur selten oder gar nicht vorlesen. Das jedenfalls war das Ergebnis der jüngsten Bildungsstudie, dem „Vorlesemonitor“ der Initiatoren des Bundesweiten Vorlesetags, bestehend aus der Wochenzeitung DIE ZEIT, der Stiftung Lesen und der Deutsche Bahn Stiftung. Ein erschreckendes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass jedes vierte Kind nach dem Ende der Grundschule nicht richtig lesen kann.

Mehr Aufmerksamkeit

Einmal im Jahr einen Bundesweiten Vorlesetag auszurufen kann da natürlich kaum Abhilfe schaffen. Aber er schafft Aufmerksamkeit und setzt seit 19 Jahren ein Zeichen für die Bedeutung dieser so einfachen wie wirkungsvollen gemeinsamen Aktivität. Heuer findet er am Freitag, 17. November statt. Immer beteiligt sind überall in Deutschland zahlreiche Büchereien, diese Horte des Leseglücks, aber nicht nur: auch der Leseförderung! In Rosenheim finden die entsprechenden Veranstaltungen an diesem Tag im Kinderhaus der Stadtbücherei statt:
Am Vormittag wird die dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht zu Gast sein und für eine Grundschulklasse lesen. Um 15 Uhr gibt es ein Schattentheater mit dem Kamishibai „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Auf der Suche nach Freunden reist der kleine Prinz zu verschiedenen Planeten – den zeitlosen Klassiker über Freundschaft und Menschlichkeit zeigen die Vorlesepaten der Stadtbücherei erstmalig im Schattenspiel!

Um 16 Uhr findet ein Bilderbuchkino mit „Es ist wie-der Rechteckzeit“ von Pamela Paul statt. Der Familienkater muss unbedingt dabei sein, wenn der Vater seinem Sohn vorliest, denn Rechteck-Stunde ist immer auch Kuschel-zeit. Was passiert, als der Sohn größer wird und die Rechtecke kleiner, erleben die Kinder aus der Sicht des Katers. Der Eintritt für beide Veranstaltungen ist frei! Zuhören und Zuschauen ab 5 Jahren. Infos zu Angeboten für Kinder und Jugendliche auch unter http://stadtbibliothek.rosenheim.de/aktuell/lesen-lernen.

Lesung mit Pfarrer

Ein weiteres Angebot in Rosenheim ist das Bilderbuchkino für Kinder und Familien, vorgelesen von Pfarrer Sebastian Heindl. Zu hören und zu sehen im großen Saal des Familienzentrums Christkönig am Kardinal-Faulhaber-Platz, Beginn ist um 16 Uhr, der Eintritt ist ebenfalls frei.

Auch im Landkreis finden Veranstaltungen statt. Die Bücherei Bad Aibling etwa lädt dieses Jahr am Vorlesetag Schulklassen ein, einer Geschichte zu lauschen. In der Bücherei in Grassau finden am 17. November zwei Vorlesestunden für Kinder von zwei bis sechs Jahren statt. Um 14 Uhr wird „Der Löwe in Dir“ gelesen, um 15 Uhr gibt es „Der Grüffelo“ auf Boarisch. Der Eintritt ist auch hier frei.

Weitere Infos zu Aktionen rund um den jährlichen Vorlesetag, Tipps für das Organisieren von eigenen Lese-Veranstaltungen und mehr gibt es unter www.vorlesetag.de.

Lesenächte, Leseclubs

Für alle mit wenig Büchereierfahrung gehört noch erwähnt, dass die Aktivitäten der Büchereien in Stadt und Landkreis Rosenheim sich natürlich nicht auf diesen einen Tag beschränken, sondern das ganze Jahr über verschiedenste Veranstaltungen anbieten: Vorlesestunden mit Lesepaten, Lesungen professioneller Kinderbuchautorinnen und -autoren, Bilderbuchkino, Kamishibai, Lesenächte, Ferien-Leseclubs, Bücherflohmärkte und mehr. Informationen gibt es auf der jeweiligen Büchereiwebsite oder vor Ort – ein guter Grund, mal (wieder) in die Bücherei zu gehen. Am besten mit den eigenen Kindern. Bücher ausleihen, loslesen!

Foto: Stadtbibliothek Rosenheim

Aquafitness in Aising

Krankenkassen bezuschussen Kurse

Neuer Kursbeginn im Lehrschwimmbecken Aising-Pang: Ab Freitag, 08. Dezember sowie Dienstag, 12. Dezember starten im Lehrschwimmbecken Aising-Pang die neuen Kurse Aquafitness, ein präventives Herz-Kreislauf-Training für alle Altersgruppen zur Ausdauer-Verbesserung und dem Ziel, alle Muskelgruppen leistungsfähiger zu machen und das psychische Wohlbefinden zu steigern. Die Kurse werden von Diplomsportlehrerin Dr. Ute Schach-Ender (Kassenzulassung) geleitet und finden dienstags von 16 bis 17 Uhr sowie freitags jeweils von 15 bis 16 Uhr und 16 bis 17 Uhr statt.
Der neue Kurs Aquarückenfit im Klepperbad Rosenheim startet am Mittwoch, 06. Dezember, von 16.45 bis 17.30 Uhr.
Die Krankenkassen bezuschussen diese Kurse mit bis zu 80 Prozent.
Weitere Infos finden Sie auf wassergymnastik-web.de, Anmeldung unter Telefon 0 80 31/7 03 93 oder 01 79/3 92 58 01.

Mädels aufs Eis!

Der EHC Bad Aibling lädt zum dritten Girls Hockey Day ein

Am Samstag, 11. November, gibt es für alle Mädchen ab vier Jahren wieder die Möglichkeit, die schnellste Mannschaftssportart der Welt zu testen. Trainiert wird dabei in zwei Altersgruppen. Die Mädchen bis zehn Jahre trainieren von 10.30 bis 11.15 Uhr und die älteren Mädchen und Frauen sind von 11.20 bis 12.05 Uhr auf dem Eis. Im Anschluss findet ein Spiel der Ladydogs, der Damenmannschaft des EHC Bad Aibling, statt. Zur besseren Planbarkeit wird um eine Anmeldung per E-Mail an ghd-badaibling@gmx.de gebeten. Dabei kann auch angegeben werden, welche Ausrüstungsgegenstände benötigt werden. Diese können in begrenzter Zahl kostenlos geliehen werden. Für das leibliche Wohl ist mit Kaffee und Kuchen am Kiosk gesorgt.

Die Mädels der Damenmannschaft Bad Aibling freuen sich schon sehr auf zahlreiche eishockeyinteressierte Teilnehmerinnen!

Polymere und Regenwürmer

Geglückte Premiere der ersten Kinderuni an der TH Rosenheim

Strahlende Gesichter im Hörsaal und im Labor: Bei der Premiere der Kinderuni an der TH Rosenheim waren mehr als 60 Schülerinnen und Schüler zwischen sieben und zwölf Jahren mit großer Begeisterung dabei. Das Thema der Veranstaltung lautete „Was haben Regenwürmer mit Plastik zu tun? Werde auch du Umweltretter*in!“

Zunächst bekamen die Kinder bei einer altersgerechten Vorlesung wichtige Informationen zum Thema Kunststoff. Professorin Nicole Strübbe, Prodekanin der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Leiterin des Studiengangs Medizintechnik, gab zahlreiche interessante Beispiele für die Verwendung von Plastik im Alltag. So ist ein Großteil der Lebensmittel in Kunststoff verpackt, um sie länger haltbar zu machen und vor Verschmutzung zu schützen.
„Autos bestehen zu etwa einem Viertel aus Kunststoff, weil sich damit im Vergleich zu Metall viel Gewicht einsparen lässt und ein leichteres Fahrzeug weniger Treibstoff braucht. Anschließend zeigte die Kunststoff-Expertin anschaulich, welche verschiedenen Arten von Polymeren es gibt und wie diese aufgebaut sind. „Stellt euch so ein Polymer vor wie einen unglaublich langen Regenwurm“, erläuterte Strübbe ihren staunenden jungen Zuhörern. „Wenn ein Polymer fünf Zentimeter dick wäre, dann hätte es eine Länge von etwa 1000 Kilometern, also von hier bis nach Spanien.“ Je nach Art des Kunststoffs seien die Polymere auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden, was dann für die verschiedenen Eigenschaften sorge: „Ein Lichtschalter oder ein Plastikbecher fühlen sich ganz anders an als ein Fahrradreifen oder ein Gummistiefel.“

Im Technikum Kunststoffverarbeitung durften die Kinder dann selbst Hand anlegen. Unter fachkundiger Anleitung von Mitarbeitern stellten sie Joghurtbecher aus ökologischem Kunststoff her, fertigten Einkaufswagen-Chips mit dem Logo der TH Rosenheim und erlebten, wie Folie mit der aerodynamischen Beschaffenheit von Haifischhaut gemacht wird. Währenddessen verbrachten die Eltern gemeinsame Zeit bei einer herausfordernden MINT-Aufgabe und einem Rundgang über den Campus.
„Mit der Kinderuni können wir den Kindern und ihren Eltern zeigen, wie spannend die MINT-Fächer sind. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik bieten so viel interessantes Wissen. Es ist uns besonders wichtig, den Eltern so zu verdeutlichen, wie einfach MINT-Förderung für Kinder auch zu Hause sein kann“, betont Professorin Strübbe. Bei den Kindern kam die Premiere jedenfalls sehr gut an. „Ich fand es total toll, einmal in einem Vorlesungssaal zu sitzen. Man kann sich jetzt sehr gut vorstellen, wie es ist zu studieren“, befand die zwölfjährige Lena aus Bruckmühl. Und der gleichaltrige Noah aus München meinte: „Es hat hier so viel Spaß gemacht! Besonders im Labor zu sehen, wie man Folien mit Haifischhaut macht, mit denen dann Flugzeuge kraftstoffsparender fliegen können.“

Die nächste Veranstaltung im Rahmen der Kinderuni findet am Freitag, 1. Dezember statt. Dann geht es mit Professor Marcel Tilly um das Thema Künstliche Intelligenz. Die letzte Vorlesung im Wintersemester 2023/24 hält Professor Christian Kortüm am Freitag, 19. Januar, unter dem Motto „Vom Wald ins Wohnzimmer“.
Weitere Informationen und Anmeldung sind unter folgendem Link zu finden:
www.th-rosenheim.de/kinderuni.

Jüdisches Leben in Rosenheim

Eine Spurensuche am 11. November

Ab wann gab es jüdisches Leben in unserer Region, wie und wo haben jüdische Mitbürger in unserer Heimatstadt gelebt? Welche Berufe hatten sie, wie waren sie organisiert und welche Erinnerungen gibt es an sie? Welche Schicksale gab es vor und unter dem NS Regime in Rosenheim?

Die Stadtführung beschäftigt sich mit diesen Fragen, denn im Vergleich zu anderen oberbayrischen Städten war die Zahl der Juden, die ab dem 19. Jhd. in Rosenheim lebten, relativ groß.
Der Rundgang beginnt am Samstag, 11. November am Parkhaus P1 vor der Touristinfo um 15 Uhr und führt zunächst zum Rathaus. Dort erfahren die Teilnehmer etwas über die ältesten verbürgten Nachrichten von jüdischen Siedlern aus dem 10. Jhd. und erhalten einen kurzen Überblick über die weitere Entwicklung im Mittelalter bis hin zu den ersten Neuansiedlungen Ende des 19. Jhd.
Simon Kohn, Fam. Fichtmann od. Samuel u. Rosalie Obernbreit, um nur einige Namen zu nennen, begegnen uns am Max-Josefs-Platz, während die Geschichte der Fam. Westheimer od. Fam. Fischer und einiger anderer Familien am Ludwigsplatz beheimatet ist. Elisabeth Block und ihr bewegendes Tagebuch und der Bericht über ein in der Rosenheimer Bevölkerung weitgehend unbekanntes Camp, das nach 1946 überlebende Waisenkinder des Holocaust beherbergte, sind weitere Themen dieser Stadtführung.

Karten sind unter www.touristinfo-rosenheim.de oder direkt in der Touristinfo im Parkhaus P1, Hammerweg 1, erhältlich. Weitere Informationen auch telefonisch unter: 0 80 31/3 65 90 61.

Foto: © Historischer Verein Rosenheim. Elisabeth Block, aufgenommen wahrscheinlich im Juni oder Juli 1939

Kasperl rettet den König

Bayerisches Kasperltheater in Kolbermoor am 9. November

Der Chiemsee-Kasperl kommt nach Kolbermoor! Und zwar am 9. November um 16 Uhr in den Mareissaal mit der Geschichte „Kasperl rettet den König“, die sich der frühere Radio-Moderator Stephan Mikat selbst ausgedacht hat. Er betreibt das einzige Kasperltheater in Bayern, das das Siegel „Immaterielles Kulturerbe – Regionale Vielfalt der Mundarttheater in Deutschland“ führen darf.

Der König plant ein großes Fest in Kasperlland und möchte jedem braven Bürger ein Geschenk überreichen. Das ärgert den Räuber Benediktus Krapfenklau, der angesichts seines Sündenregisters natürlich leer ausgehen wird. Als die Geschenke im Schloss des Königs gelagert werden, passiert ein Malheur und alle Geschenke werden vom Räuber gestohlen. Der König ist fassungslos und möchte wegen der Blamage sein Fest, aber auch alle Feiertage und sogar Geburtstagsfeiern absagen. Doch soweit kommt es nicht, denn selbstverständlich darf bei einem Kasperltheater das Happy End nicht fehlen!

Die Geschichte ist absolut gewaltfrei und auch schon für kleine Kinder ab drei Jahren geeignet. Ermäßigungsgutscheine für die Tageskasse gibt es in allen Kindergärten und Grundschulen. Auf der Website chiemsee-kasperl.de findet sich ein Ticketvorverkauf mit Frühbucherrabatt ab 5 € pro Nase.

Hände-Kunst im Priener Rathaus

Neuer Ort für das Werk des Fotografen Mathias Stampfl

Der Priener Fotograf Mathias Stampfl sorgte im vorigen Jahr mit dem Kunstwerk mit den vielen Händen und dem Titel „Wir sind eine Welt“ für überregionale Aufmerksamkeit. Nachdem es in der Priener Kunstzeit und in der Priener Pfarrkirche zu sehen war, fand es die Aufmerksamkeit und einen Platz beim Bayerischen Nationalmuseum, Zweigstelle Schloss Schleißheim. Nun kam es zu weiteren Ehren im Priener Rathaus. Inmitten des Treppenaufganges, der mit Aufnahmen „Priener Türen“ des Fotografen noch geschmückt wurde, fanden die „Hände“ eine neue Bleibe.

Die letzte Tour

Müllwerker Josef Hemberger – 34 Jahre im Einsatz für sauberen Landkreis

„Sie sind so stolz und aufrecht.“ – „Sie sind immer gut gelaunt und freundlich.“ – „Ihre Ausstrahlung ist so stark, dass sie unsere Kinder begeistert hat.“ – „Die Kinder haben Sie verehrt.“

Diese und viele weitere positive und auch berührende Sätze sind Teil eines bewegenden Briefes, den Josef Hemberger, langjähriger Mitarbeiter der Müllabfuhr Raubling, zum Abschied nun wieder in Händen hält. An Weihnachten vor drei Jahren bekam er diese handgeschriebenen Zeilen von einem Anwohner auf seiner Tour, adressiert an ihn als zunächst namenlosen Mitarbeiter. „Lieber Müllmann, dessen Namen ich nicht einmal kenne,“ – so beginnt das Schreiben.
Nach 34 Jahren ging Josef Hemberger Ende Oktober in den Ruhestand. Zuvor fuhr er seine gewohnten Routen das letzte Mal und verabschiedet sich von den Menschen, die er dort in all den Jahren kennenlernen durfte.

Josef Hemberger ist Müllwerker mit Leib und Seele. In all den Jahren war ihm immer eines wichtig: „Ich möchte mit einem guten Gefühl nach Hause gehen, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe.“ Seine Devise war und ist: „So wie ich mit den Menschen umgehe, so gehen sie mit mir um.“ Damit meint er vor allem Freundlichkeit, gegenseitige Wertschätzung und Achtung. „Wir sind menschlich – auch das ist die Müllabfuhr“, stellt er klar. Diese Einstellung trug er auch nach außen – Tag für Tag. „Als wir mit den kleinen Kindern hergezogen sind, sind Sie mir sofort aufgefallen“, steht in dem Brief. „Hinten auf dem Müllwagen stehen Sie mit der Würde einer königlichen Leibgarde, die hinten an der Königs-Kutsche auf einer Plattform steht. Sie sind immer gut gelaunt und freundlich. Niemals, nicht ein einziges Mal, hätte ich den Eindruck gehabt, dass Sie Ihre Arbeit belastet.“
Diese Zeilen sind bewegend – auch heute noch liest sie Josef Hemberger immer mal wieder durch. „Ich bekomme jedes Mal aufs Neue Gänsehaut. Es ist schön, dass die eigene Arbeit so gesehen wird.“ Den Autor des Briefes kennt er tatsächlich, auch an den Tag, an dem er ihn bekommen hat, kann er sich gut erinnern. „Er ist mir hinterhergeradelt. Ich kann mich auch gut an die Kinder erinnern. Die beiden Jungs sind heute schon erwachsen.“ Diese beiden Kinder haben wohl zuhause immer im Treppenhaus am Fenster gewartet, bis endlich die Müllabfuhr kam. Zuwinken und grüßen wollten sie ihrem Müllmann, unbedingt. „Die Kinder haben Sie verehrt“, heißt es in dem Brief weiter. „Sie sind quasi ‚die Müllabfuhr‘ in Person.“

Dass Müllautos Kinder faszinieren, kann Josef Hemberger nur bestätigen. Er erklärt ihnen auch stetig den Sinn und die Funktionsweise des Autos. „Ein Müllwagen ist nochmal was anderes wie ein Bulldog oder ein Lastwagen. Die Kinder – Jungs wie Mädchen – sind daran sehr interessiert.“
Dabei leistet er auch Aufklärungsarbeit. „Wenn mir gesagt wird, dass unser Auto ganz schön stinkt, erkläre ich gerne, dass das ja der Müll ist, der von den Familien kommt, und dass wir alle schauen sollten, weniger Müll zu produzieren.“

Sommer wie Winter war Josef Hemberger die zurückliegenden 34 Jahre im Einsatz. Das war nicht immer einfach. Im Sommer kann es mit Auspuff und Anlage sehr heiß werden, im Winter braucht es bei Minusgraden außen am Fahrzeug auch Durchhaltevermögen. Dabei fahren die Müllwerker bei Wind und Wetter – so zum Beispiel auch bei der Schneekatastrophe in Aschau 2019. Das Müllfahrzeug mit Josef Hemberger im Team schob sich damals beständig durch die Straßen auf der Suche nach den Mülltonnen. „Unter den größten Schneebergen habe ich sie dann schon gefunden.“ Das Wetter macht ihm nichts aus. „Dafür sind wir ausgerüstet und haben unsere Kleidung“, sagt er pragmatisch. „Man arbeitet einfach. Ich weiß, wo mein erster und mein letzter Eimer steht – und da muss ich eben hin.“
Seine Leidenschaft für den Beruf scheint Josef Hemberger auch an seinen Sohn weitergegeben zu haben. Auch er ist mittlerweile bei der Müllabfuhr Raubling. Zusammen sind sie schon Touren gefahren. So hat er im Laufe der Jahre nicht nur ihn eingewiesen, sondern auch zahlreichen weiteren neuen Kollegen versucht, seine Erfahrung und seine Leidenschaft zu übermitteln.

Dabei hat Josef Hemberger ursprünglich Maurer gelernt, wegen eines Bandscheibenvorfalls musste er sich aber beruflich umorientieren. So kam er zunächst als Straßenwärter zum Kreisbauhof Riedering, bevor er im September 1989 nun „auf dem Lastwagen“ steht, wie er selbst schmunzelnd sagt.
In all den Jahren wurde er mal gefragt: „Können Sie zwieda auch sein?“ – der Briefautor hat hierzu eine klare Meinung: „Der Stolz, die Zufriedenheit und die Lebensfreude, die Sie in Ihrem Dienst ausstrahlen, sind vorbildlich.“
Eine wichtige Botschaft findet sich noch in den Zeilen: „Von ganzem Herzen danke ich Ihnen, dass Sie mir gelehrt haben: Der Wert eines Menschen hängt in keinster Weise davon ab, welchen Beruf er ausübt.“
Und so endet der Brief mit „Müllmann, dessen Namen ich nicht kenne, Sie sind ein Vorbild ersten Ranges für Generationen von Männern. Sie können echt stolz sein auf sich und Ihre Lebensleistung.“

Josef Hemberger ist einer von rund 120 Fahrern und Müllwerkern im Landkreis Rosenheim. Er fuhr seine letzte Tour am 31. Oktober.

„Schnürungen“

Ausstellung mit Werken von HD Heckes in Bad Aibling

In der Galerie im alten Feuerwehrgerätehaus präsentiert HD Heckes aus Bonn Stahlreliefs, Holzstelen, Plastiken und großformatige Leinwanddrucke. „Schnürungen“ nennt er seine Werke aus Stahl oder Holz, da die einzelnen Teile nicht verschweißt oder verschraubt, sondern unter anderem mit Baustahlbändern verschnürt sind. Seit über 40 Jahren variiert Heckes dieses Thema, bei dem die Schnürung nicht nur zweckorientiert, sondern auch ästhetischer Bestandteil ist.

Hans Dieter Heckes, Jahrgang 1951, absolvierte eine Lehre im Stahlhochbau bei Krupp in Duisburg-Rheinhausen, studierte Architektur an der FH Trier und promovierte schließlich an der TU Berlin in Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie. So überrascht es nicht, dass er architektonische Formen in seiner Kunst verarbeitet, vor allem Türme. Der Kölner Dom zum Beispiel bedeutet für ihn ein heimatliches Symbol für alle Rheinländer.

Vernissage ist am Sonntag, 29. Oktober. Die Ausstellung des Kunstvereins Bad Aibling dauert bis zum 26. November und ist jeweils Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr zu sehen in der Galerie im Alten Feuerwehrgerätehaus, Irlachstraße 5, 83043 Bad Aibling, Telefon (nur zu den Öffnungszeiten) 0 80 61/93 80 52, E-Mail kontakt@kunstverein-bad-aibling.de. Geöffnet ist am Samstag und Sonntag, 14 bis 18 Uhr.

„Die Welt sortiert sich neu“

Vortrag von Dr. Michael Lüders am 9. November im Rathaus Kolbermoor

Dr. Lüders ist bekannt als Politik- und Islamwissenschaftler, als Nahost-Korrespondent der „ZEIT“, als Berater für den Nahen und Mittleren Osten, als Publizist und Autor, als Gast in Talk-Runden. Er ist Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft und als sachverständiges Mitglied Teil der Enquete-Kommission des Bundestages zur Untersuchung des Afghanistan-Einsatzes. Seine Buchpublikationen erreichen regelmäßig obere Positionen der Bestseller-Listen, so auch seit 17 Wochen der im Juni 2023 erschienene Titel „Moral über alles? – Warum sich Werte und nationale Interessen selten vertragen“.

„Die Welt sortiert sich neu“: Die geopolitischen Folgen des Ukraine-Krieges, so lautet der Titel seines Vortrags im Rathaus Kolbermoor, mit dem er einen Überblick geben wird über globale Entwicklungen und Dynamiken, die in den eurozentrischen Medien vielleicht als Randnotiz erscheinen oder nicht in vollem Umfang mit ihren Konsequenzen wahrgenommen werden. In anderen Regionen oder Kontinenten, in China, Indien und weiteren Staaten Asiens, in Russland, der arabischen Welt, in Lateinamerika und Afrika werden diese jedoch als relevant eingeschätzt oder sogar vehement aktiv vorangetrieben. Was ist mit der „multipolaren Weltordnung“ gemeint und welche Differenz ergibt sich zur vom und im Westen propagierten „regelbasierten Weltordnung“?

Die Kooperationsveranstaltung von vhs, Stadtbücherei und afa Kolbermoor wird gefördert durch die Projektförderung „Politische Bildung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus“. Termin ist Donnerstag, 9. November um 19.30 Uhr, Rathaus Kolbermoor, bitte anmelden unter 0 80 31/9 83 38 oder unter vhs-kolbermoor.de.

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