Wie Angehörige aus der Co-Abhängigkeit finden können
Co-Abhängigkeit. Diesen Begriff kennen wohl die meisten von uns. Damit sind Angehörige von suchtkranken Menschen gemeint, die sich trotz großem eigenen persönlichen Leid, erlebten Kränkungen und meist sehr offensichtlichen Ungerechtigkeiten nicht von ihrem Partner trennen. Häufig übernehmen sie sogar viel Verantwortung für den oder die Suchtkranke und helfen, die schlimmsten Folgen abzufedern, beispielsweise, wenn berufliche oder zwischenmenschliche Verpflichtungen vernachlässigt werden.
Zunächst wird den beteiligten Angehörigen meist mit Mitleid begegnet und Anerkennung für ihre Loyalität gezeigt. Schnell mischt sich meist jedoch auch Unverständnis und die Einschätzung darunter: der oder diejenige ist selbst nicht ganz normal, muss psychisch auch Probleme haben, sonst hätte er oder sie den Süchtigen schon längst verlassen und aufgegeben.
Die Unterstützung geschieht in den meisten Fällen jedoch nicht vor dem Hintergrund einer eigenen psychischen Erkrankung. Zwar gibt es Fälle, in denen beide Partner große seelische Probleme haben und sich dadurch regelrecht gegenseitig krankmachen. Meist ist es aber die ganz normale zwischenmenschliche Sorge um seine Mitmenschen, die Hoffnung, liebgewonnene Personen zu unterstützen und der Versuch, die gegenseitige Verantwortung aus langjährigen Beziehungen wahrzunehmen.
Nur hat diese Fürsorge auch Grenzen. Nämlich dann, wenn der oder die süchtige Person seine Selbstverantwortung mehr zeigt, keine Schritte mehr zur Verbesserung der Situation unternehmen will und damit die Weichen in eine Verschlimmerung der Sucht gestellt sind – auch auf Kosten der Angehörigen.
Doch viele Angehörige schämen sich und verheimlichen ihr Leid. Vor allem Frauen reiben sich oft über Jahrzehnte auf, um ihrem Partner oder Kind zu helfen. Neben dem menschlichen Leid und der verlorengegangenen Lebensfreude und Harmonie leiden viele früher oder später selbst unter Schlafstörungen, Magenerkrankungen, Migräne oder Depressionen.
Dagegen können die Angehörigen häufig gerade dadurch, dass sie mehr auf sich selbst achten, den Betroffenen zur Veränderung seines Verhaltens bewegen. In der Arbeit mit Suchtkranken gibt es dazu ein anschauliches Bild: das Familien- und Paarsystem ist mit einem Mobile vergleichbar, bewegt sich ein Mitglied, müssen sich die anderen auch bewegen.
Darum geht es dann auch häufig in einer ersten Beratung: Wie kann ich durch Dinge, die mir selbst gut tun den oder die Betroffene ebenfalls zu einer positiven Veränderung bewegen? Aber auch die Frage, wie lange noch oder unter welchen Umständen will ich mit dem Betroffenen zusammenbleiben?
Eines noch zum Schluss: aus Angst vor einer negativen Entwicklung durch das Unterlassen von Hilfe, wird häufig auch die viel wahrscheinlichere Variante verhindert, dass der oder die Betroffene sein Schicksal und seine Verantwortung wieder selbst in die Hand nimmt und an einer Bewältigung der Sucht arbeitet.
In einer telefonischen Beratung oder in persönlichen Gesprächen mit der neon Suchtberatung können alle wichtige Fragen geklärt werden. Betroffene können sich dort ambulant behandeln lassen oder werden an geeignete Stellen weitervermittelt. Alle Gespräche sind streng vertraulich. Auch gibt es in der Region Selbsthilfegruppen für Angehörige alkoholkranker Menschen. Sowohl die Beratung bei der neon Suchthilfe als auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe sind kostenlos.
Informationen gibt es im Internet unter www.neon-rosenheim.de oder unter Telefon 0 80 31/3 04 23 00.