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Auf der Jagd nach Glurak und Schiggy
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Auf der Jagd nach Glurak und Schiggy

Der Hype um „Pokemon go“ bricht alle Rekorde

Manche erinnern sich noch: 1996 kamen mit den Pokémon, kurz für „pocket monster“, niedliche kleine Kampfmonster aus Japan zu uns nach Deutschland. Kinder, Jugendliche und der eine oder andere Erwachsene waren kaum mehr von ihren Gameboys zu trennen; in dem Spiel des Branchengiganten Nintendo sammelten und trainierten die Gamer diese bunten, mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Entwicklungsstufen ausgestatteten Geschöpfe und ließen diese gegen Pokémons anderer Trainer antreten.

Doch die Welt änderte sich. Smartphones setzten sich durch und zwar nicht nur zum Telefonieren sondern auch als Spielgerät. Und auch Nintendo hat die Zeichen der Zeit erkannt und nun für seine wohl bekanntesten und beliebtesten Spielfiguren jetzt ein Smartphonespiel entwickelt: „Pokemon go“. Ermahnten früher die Eltern ihre Kinder: „Lasst endlich das Pokémon-Spielen und geht an die frische Luft!“, heißt es heute „Aufhören mit Pokémon-Spielen und rein ins Haus!“

Das Spiel ist seit Anfang Juli auf dem Markt und auch seit kurzem als kostenlose APP für das Smartphone in Deutschland erhältlich. Die Downloadzahlen brechen alle Rekorde, in den USA ist es mit bisher 21 Millionen Nutzern pro Tag das beliebteste Mobile Game der Geschichte. Und auch Deutschland scheint eine Nation von Pokèmon-Jägern und Sammlern zu sein. Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsene mit suchendem Blick, das Smartphone in der Hand, oftmals in Gruppen, die hin und wieder Freudenschreie ausstoßen – das gehört auch in Rosenheim mittlerweile zum Alltagsbild. Sinn des Games ist es, so viele Monster wie möglich einzusammeln. Manche davon sind selten, andere kommen häufiger vor. Beim Einfangen erhält man dann Erfahrungspunkte (EP), durch die man wiederum in höhere Trainerlevel kommt. Ab einem höheren Level ist es zudem möglich, sogenannte Arenen einzunehmen. Das sind oft Sehenswürdigkeiten oder besondere Gebäude in einer Stadt. Um diese zu erobern, muss man mit seinen Pokémon kämpfen.

Die 151 kleinen Wesen, die es virtuell überall zu sammeln gilt, tragen fantasievolle Namen wie Glurak, Schiggy, Ibitak oder Pummeluff und sind jeweils mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet.
Die Fachleute sprechen von einem „Augumented-Reality-Spiel“, einer Anwendung, mit computergestützter „erweiterter Realität“. Fasziniert und gebannt von dieser neuen Welt vergessen allerdings manche sämtliche Vorsicht und Rücksicht auf sich selbst und andere. Und hier setzte auch die Polizei in Rosenheim mit einer vorbildhaften Aktion letzte Woche an. Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd, selbst als Pokéstop „Goldene Pyramide“ ein kleiner Teil des Spiels, lud zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung für Kinder und ihre Eltern ein. Während die Pokémonjäger auf dem Gelände seltene Monster jagten, die mittels besonderem „Lockmittel“ geködert wurden, konnten sich die Erziehungsberechtigten über das Spiel im speziellen aber auch darüberhinaus über Reiz und Risiken von Computerspielen, Social Media, Cybercrime und Prävention informieren. Spezialisierte Polizeibeamte standen zum Gespräch bereit und gaben Tipps zum verantwortungsvollen Umgang mit Computer, Handy und Co.

Auf den Punkt brachte es Polizeipräsident Robert Koch: „Kein Pokémon ist es wert, die eigene Gesundheit oder die von anderen Menschen aufs Spiel zu setzen!“ Eindringlich warnt die Polizei davor, vom Spiel auf dem Smartphone abgelenkt, „kopflos“ durch die Straßen zu irren und so zur Gefahr für sich und andere zu werden. Absolut gefährlich sei es auch auf dem Fahrrad oder gar beim Autofahren auf die Jagd nach Pokémons zu gehen; das Ablenkungspotenzial des Spieles sei enorm.

Hilfestellung und Beratung will die Polizei auch im Bereich Datenschutz und Suchtprävention anbieten. Vielen Nutzern sei gar nicht bewusst, welche umfassenden Daten im Hintergrund gesammelt würden und zu deren Weitergabe man sein Einverständnis gebe. Auch das Suchtpotenzial einer kompetitiven, also auf Wettbewerb angelegten Anwendung wie Pokémon Go dürfe nicht unterschätzt werden. Man sei dabei im ständigen Konkurrenzkampf mit anderen Spielern und messe da bei ständig seinen Fortschritt. Das bedeute einen enormen Zeitaufwand und auch einen gewissen Leistungsdruck, dem sich die Spieler aussetzen.

Insgesamt plädieren die Polizeibeamten für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem neuen Spiel und auch sämtlichen anderen neuen Medien. Begleiten werde man das Thema auf jeden Fall weiter auch über seine Social Media-Kanäle facebook und Twitter. ff

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